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Wirkstoffe & Nahrungsergänzung // 26.01.2022

Alkohol in Kosmetika

In der Diskussion um unerwünschte Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten rückt auch immer wieder Alkohol in den Fokus. Dieser Substanz wird beispielsweise nachgesagt, dass sie die Haut austrocknet. Wir schauen deshalb mal genauer hin.

Alkohol ist ein echtes Multitalent, der als Inhaltsstoff in kosmetischen Formulierungen verschiedene Funktionen erfüllen kann. So wirkt Alkohol antimikrobiell, also dem Wachstum von Bakterien und Pilzen entgegen, er entfettet, adstringiert und hinterlässt auf der Haut einen erfrischenden Effekt. Zudem gilt Alkohol als sogenannter Penetration Enhancer – die  Aufnahmefähigkeit der Haut für andere Wirkstoffe wird verbessert, denn Alkohol macht die Haut kurzfristig durchlässiger. Und: Auch zur geschmeidigen Formulierung eines Produkts kann Alkohol entscheidend beitragen. Doch mit einigen Vorteilen kommen auch Nachteile: Auf der Haut verfliegt Alkohol zwar recht schnell, dies gilt jedoch nicht für enthaltene Weichmacher und Bitterstoffe. Die fett- und wasserlöslichen Stoffe können die Hautbarriere in Mitleidenschaft ziehen und die Haut penetrieren, vor allem die bislang in herkömmlicher Kosmetik zur Vergällung  des Alkohols verwendeten Phthalate sind deshalb stark in den Fokus der Kritik geraten. Je nach Konzentration kann Alkohol zudem die Haut austrocknen, denn er wirkt ähnlich entfettend wie Tenside. Obendrein kann Alkohol – bei zu hoher Konzentration – die Haut reizen und z. B. eine Dermatitis begünstigen.

Warum überhaupt Alkohol?

Als Bestandteil von Kosmetik kann Alkohol einiges leisten: Dieser kann zur Konservierung der Inhaltsstoffe, aber auch als Lösungsmittel für andere Stoffe eingesetzt werden, (z. B. für Duftöle in Parfums), als Viskositätsregler oder um die Schaumbildung zu reduzieren. In Produkten für fettige und zu Unreinheiten neigende Haut wird Alkohol gerne wegen seiner desinfizierenden  Wirkung verwendet. Allerdings gibt es davon diverse Varianten, die bei der Herstellung von Kosmetik zum Einsatz kommen. Dabei kann durchaus zwischen „guten“ und „schlechten“ Alkoholen unterschieden werden. In der Kosmetik wird häufig denaturierter Alkohol verwendet, auf der INCI-Liste als „alcohol denat.“ oder „SD Alcohol“ (specially denaturated alcohol) zu erkennen. Hierbei handelt es sich um vergällten, also mit Bitterstoffen ungenießbar gemachten Alkohol. Da für diesen die sogenannte Verbrauchssteuer auf Alkohol (die frühere  Branntweinsteuer) nicht bezahlt werden muss, fällt die Verwendung preislich weniger ins Gewicht.

Alkoholfrei: Was heißt das eigentlich?

Etwas irreführend kann die Auslobung „alkoholfrei“ sein. Trägt ein Kosmetikprodukt die Bezeichnung „alkoholfrei“, darf es dennoch Fett- und Zuckeralkohole enthalten. Maßgeblich für die korrekte Auslobung als „alkoholfrei“ ist der Verzicht auf sogenannte „schlechte“ Alkohole.

Von Britta John