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Hautbilder & Fakten // 01.08.2022

Beruhigende Pflege für irritierte Haut

„Rescue for your skin“ – Was tun, wenn die Haut brennt, gerötet ist, juckt und man am liebsten buchstäblich aus ihr herausfahren möchte? Zwei erfahrene Hautexpertinnen verraten hier, worauf es bei der Behandlung ankommt.

Wie kommt es dazu, dass immer mehr Menschen eine leicht reizbare, sensible Haut haben? Häufig liegt ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren vor, man spricht dann von einem multifaktoriell verursachten Zustand.

Was macht die Haut empfindlich?

Die Haut kann genetisch bedingt „empfindlich“ sein. Zu Grunde liegt eine gestörte Hautbarriere. Dadurch ergibt sich ein erhöhter Feuchtigkeitsverlust, der auch an der Haut messbar ist als erhöhter transepidermaler Wasserverlust (TEWL). Die Folge ist eine trockene Haut.

Zudem können durch die Störung der Barriere Reizstoffe deutlich einfacher in die Haut eindringen und so schneller Irritationen auftreten. Als Folge der gestörten Hautbarriere können sogar Hauterkrankungen wie Ekzeme entstehen. Aber auch durch falsche Reinigungs- und Pflegeprodukte (z. B. stark entfettende Tenside, falsche Produktgrundlagen für den Hauttyp) kann die hauteigene Barriere ins Ungleichgewicht kommen, was eine irritierte, empfindliche Haut begünstigt.

Bei der Neurosensitivität (vom altgriechischen Neuron = Nerv) liegt eine sehr niedrige Toleranzschwelle der Haut vor. Das bedeutet, dass äußerlich einwirkende Reize stärker wahrgenommen werden und die Haut schnell in einen „unrelaxten“ Zustand gerät. Hinzu kommt eine gesteigerte Nervenreaktion der Haut, wodurch die ohnehin schon stärker wahrgenommenen Reize zu einer gesteigerten Antwortreaktion führen. Im Akutfall wird oft durch nur einen einzigen Triggerfaktor eine ganze Kaskade von Reaktionen ausgelöst.

Die Folge sind sichtbare und/oder fühlbare Hautreaktionen, die auch unabhängig voneinander auftreten können:

  • Sichtbar durch Rötungen, Schwellungen oder eine Abschuppung der Haut bis hin zu Hautentzündungen.
  • Fühlbar durch Juckreiz, Brennen, Kribbeln, Missempfindungen oder Spannungsgefühle.

Was hilft bei entzündeter Haut und Ekzemen?

Ist die Kosmetikerin mit solchen akuten Reizzuständen konfrontiert, muss sie zunächst gut abgrenzen können, ob die Haut gereizt bzw. irritiert ist oder ob tatsächlich schon eine Hautentzündung in Form eines Ekzems vorliegt. Ekzeme gehören zu den Hauterkrankungen und können daher nicht kosmetisch behandelt werden. Dann sollte besser an einen Dermatologen verwiesen werden.

Oftmals ergeben sich zwischen Kosmetikerin und Dermatologen gute Synergien. Denn ist eine akut entzündliche Haut mit dermatologischer Hilfe erst einmal „eingestellt“, kann durch geeignete Pflege langfristig ein guter Zustand der Haut erhalten werden.

Wichtig ist, dass die Profis darin gut ausgebildet sind. Denn sowohl die Anatomie der Haut spielt eine große Rolle als auch die Einstufung von Krankheiten und ergänzenden Möglichkeiten in der Kosmetikkabine. Um sicher und erfolgreich bei irritierter Haut behandeln zu können, sind zudem gute Kenntnisse der Produktgrundlagen sowie ihrer Wirkmechanismen von großer Bedeutung.

Welche Produkte eignen sich für gereizte Haut?

Vor allem dermatologische Pflegelinien bieten zahlreiche Produkte für empfindliche Haut, besonders aber Soforthilfe (SOS-Lösungen) bei irritierter, gereizter Haut, damit diese möglichst rasch wieder in ihr natürliches Gleichgewicht zurückfindet. Die Kernaufgaben solcher Produkte sind

  1. zu beruhigen,
  2. zu entspannen,
  3. Irritationen, Trockenheit und Missempfindungen zu mindern und
  4. die Hautbarriere zu stabilisieren.

Durch innovative Kombinationen aktiver Wirkstoffe und eine optimale Grundlage können mit kosmetischer Pflege Reaktionen wie Rötungen, Spannen und Brennen der Haut verringert werden, oftmals sogar mit
Soforteffekt.

Reaktive Haut benötigt schnelle Entspannung – und entprechende Produkte müssen wohlüberlegt entwickelt werden. Für die Galenik, also die Art der Grundlage, eignen sich hierbei am besten angenehm leichte Konsistenzen. Schon dadurch wird die Haut sofort besänftigt und gekühlt. Mit abgestimmten Formeln lässt sich ein schweres Hautgefühl, eine zu starke „Abdichtung“ der Haut sowie ein okklusives Wärmegefühl wie z. B. bei fettreichen Cremes vermeiden.

Von Dr. med. Christine Schrammek und Christina Drusio