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Fußpflege & Podologie // 26.04.2023

Hornhaut richtig behandeln

Die meisten Fußpflege-Kunden wünschen sich babyzarte Füße. Beim Entfernen der Hornhaut sollte man allerdings mit Bedacht und Fingerspitzengefühl vorgehen. Sonst entsteht schnell ein Teufelskreis aus starker Abtragung und schneller Neubildung.

Hornhaut erfüllt wichtige physiologische Funktionen. Sie schützt die Haut an den Fußsohlen durch epidermale Lipide (die Kittsubstanz zwischen den Keratinozyten) vor dem Austrocknen. Bei hoher mechanischer Beanspruchung verhindert sie Gewebeschäden durch Druck und Reibung. Vermehrte Verhornungen entstehen entweder durch eine übermäßige Keratinozytenbildung (Proliferationshyperkeratose) oder durch eine Störung in der Abschilferung der obersten Hautschichten (Retentionshyperkeratose).

Callositas

Zwei verschiedene Formen von Hornhaut werden unterschieden: Callositas und Hyperkeratose. Callositas ist die elastische, glasig-gelbliche Schwiele. Sie wirkt wie eine Auflage aus Kerzenwachs. Die Oberfläche ist glatt und klar abgegrenzt. Tritt Callositas punktuell auf, spricht man von einem Hühnerauge (Clavus). Callositas ist eine physiologische Reaktion und sollte (wenn keine Beschwerden vorliegen) nicht aggressiv entfernt werden, da sonst Folgekomplikationen wie brennende Schmerzen beim Laufen und eine vermehrt wiederkehrende Verhornung als Gegenreaktion auf den Verlust der Schutzschicht entstehen können.

Hyperkeratose

Hyperkeratose tritt als gräulich-weißliche, raue, schuppige Oberfläche in Erscheinung. Sie ist eher flächig-diffus und nicht klar begrenzt. Bei dickeren Arealen bildet sie harte, borkige, unelastische Krusten und neigt eher zu Rissen und zu Rhagaden. Die raue, schuppige Oberfläche stört beim Stümpfe anziehen und reibt am Betttuch. Hyperkeratose ist die Folge von Versorgungsstörungen, der sogenannten Sudomotorikstörung der Haut. Sie entsteht durch eine Unterfunktion der Schweißdrüsen, etwa durch Neurodermitis, Neuropathie oder Durchblutungsstörungen, bei der der Säureschutzmantel angegriffen und die Hautbarriere gestört sind.

Gefahr von Mehrverhornung

In der Regel wünschen sich Fußpflege-Kunden bzw. Patienten aus kosmetischen Gründen, dass Verhornungen entfernt werden und die Füße babyzart herauspräpariert werden. Das ist allerdings medizinisch nicht sinnvoll, weil es die Gefahr von Mehrverhornung im Nachgang birgt. Das passiert zum Glück nicht, wenn einmal zu viel entfernt wurde. Bei regelmäßigem deutlichen Abtragen ist aber eine immer schnellere Neubildung zu beobachten. Fast so, als ob sich der Körper sofort wieder eine Schutzschickt aufbauen möchte. Um diesem Teufelskreis aus starkem Entfernen und schneller, starker Neubildung zu entkommen, ist das Ziel nicht der „Babypopo“, sondern eine feste, elastische Schicht ohne kantige Übergänge zur unverhornten Haut. Ausnahmen bilden Rhagaden oder krustige, unelastische Hyperkeratosen. Die Gefahr von Druckschäden des Weichteilgewebes unter der Hornhaut ist gerade bei Menschen mit Nervenschäden und Gefühlsstörungen groß. Harte Krusten müssen abgetragen werden, um ein Einreißen zu verhindern.

Vorsicht bei der Heimpflege!

Zu Hause darf Hornhaut vorsichtig und eher selten, etwa alle zwei Wochen in trockenem Zustand abgefeilt werden. Am besten funktioniert das Glätten an der trockenen Haut, nicht aufgequollen nach dem Duschen oder Baden. Die Gefahr von zu viel Abtrag ist sonst groß und die Haut bleibt eher rau zurück, wenn die Feuchtigkeit verfliegt. Viel entscheidender als das Entfernen ist die Pflege von Hornhaut. Elastische, weiche Verhornungen drücken weniger und glatte, geschmeidige Oberflächen verursachen weniger „Hängenbleiben“ und Bildungsreiz. Vor allem bei der rauen Hyperkeratose ist Eincremen der wichtigste Faktor, um die Hautbarriere zu stärken, die Haut zu glätten und die störende Schüppchenbildung zu unterbinden. Rhagaden werden vermieden, wenn die Oberfläche auf Belastung elastisch nachgibt, statt aufzubrechen und einzureißen. Zusätzlich sollte Callositas immer als Hinweis gelten, dass es Belastungszonen gibt, die durch Druckentlastung, geeignetes Schuhwerk und Einlagen nachhaltig verbessert werden.

Von Anja Stoffel