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Pflege // 05.09.2022

Vinotherapie – Kosmetik aus der Traube

Die kosmetische Vinotherapie vereint nicht nur das Beste aus der Traube, sondern die wertvollen Inhaltsstoffe der gesamten Rebe.

Schon der griechische Arzt Hippokrates setzte auf die Kraft der Trauben: Bei Magenbeschwerden und Fieber halfen deren Pflanzenstoffe. Traubenkernöl sorgte im Mittelalter für seidig zarte Haut. Die vielseitigen Wirkungen der Reben, der Schalen und Kerne verwöhnen seit Langem äußerlich, sodass einige Anwenderinnen darauf schwören. Im letzten Jahrhundert wurde den Bestandteilen und Wirkungsweisen genauer auf den Grund gegangen.

Booster für die Mikrozirkulation

„Bei den komplexen Wirkstoffen der Vinoble-Kosmetik inklusive des Traubenkernöls sieht man sofort, dass die Haut besser durchblutet ist“, berichtet begeistert Christel Falk. Die Naturkosmetikerin aus Neukirchen-Vluyn macht im Rahmen einer Vinotherapie-Anwendung vorab ein Peeling. „Bei einer Körperanwendung wird das erwärmte Traubenkernöl mit Traubenkernsäckchen in die Haut eingearbeitet. Die Wein-Wirkstoffe schaffen eine entschlackte, glatte und festere Haut. Die Mikrozirkulation wird deutlich sichtbar angeregt.“ Für die Kosmetikanwendung ist es wichtig, dass die Haut gründlich gereinigt wird. „So wird sie frei von Fetten, Ölen und Verklebungen. Durch eine Tiefenreinigung, ein entsprechendes Enzym- oder Fruchtsäurepeeling ist der Zugang für die pflegenden und intensiven Wirkstoffe frei.“ Ein weiterer gelungener Start in eine Vinotherapie-Körperanwendung ist ein Vollbad mit Traubenkernextrakt. Traubenkernpeeling und Traubenpackungen können folgen.

Hilfe bei Pigmentflecken

Steffi Jünemann von der Caudalie-Boutique Altstadt in Düsseldorf schwört auch auf das Traubenwasser der französischen Marke, einem Pionier der Vinotherapie. „Weintraubenwasser wirkt sich positiv auf die probiotischen Bakterien auf der Haut aus, quasi den Säureschutzmantel.“ Die Kosmetikerin möchte bei ihrer Arbeit „sofort Ergebnisse sehen. Meistens sieht man die erst nach einem abgeschlossenen Hautzyklus, nicht so bei unserer Traubenkosmetik.“ Selbst gegen Pigmentflecken ist ein Traubenwirkstoff gewachsen. „Viniferin sorgt dafür, dass Pigmentflecken aufgehellt werden, und beugt einer Neuentstehung vor. Früher haben sich die Damen bei der Traubenlese den Saft auf die Hände gecremt, die Wirkung war nach zwei Wochen deutlich sichtbar“, so die Kosmetikerin des Boutique-Spa von Caudalie. „Auch bei Aknenarben, Schwangerschaftsstreifen und Schwangerschaftsmaske hilft dieser Wirkstoff. Das Gute ist, dass Viniferin bei allen Hautfarben angewendet werden kann und nicht auf Säure basiert“, schildert Steffi Jünemann ihre Erfahrungen.

Neue Wirkstoff-Kombinationen

Bei kosmetischen Anwendungen können sowohl weiße als auch rote Trauben genutzt werden. Jedoch gibt es Unterschiede. „Rote und weiße Trauben enthalten teilweise unterschiedliche wirksame Verbindungen und diese in verschiedenen Konzentrationen. Zum Beispiel ist der Resveratrol-Gehalt in roten Trauben tendenziell etwas höher“, berichtet Melanie Benker, Vice President Product Development von asambeauty. „Es gibt jedoch viele weitere Faktoren, die den Gehalt und die Zusammensetzung der wirksamen Verbindungen beeinflussen, unter anderem die Weinsorte, das Anbaugebiet, die Extraktionsmethode und die verwendeten Pflanzenteile wie Schalen, Kerne, Blätter oder Triebe.“ Seit Jahrtausenden wird Wein genutzt, seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wird die Vinotherapie im Kosmetikbereich erfolgreich angewendet. Trotzdem kommen neue Wirkstoff-Kombinationen auf den Markt. Wie funktioniert das, wenn die Traube schon genau bekannt ist? Effizientere biotechnologische Verfahren und Synergien von wirksamen Verbindungen mit neuer Delivery-Technologie helfen, das Optimum an Wirksamkeit aus der Traube zu holen. Ein weiterer Aspekt der Entwicklung neuer Trauben-Produkte ist die Nachhaltigkeit. „Traubenwirkstoffe werden häufig aus Nebenprodukten gewonnen, die z. B. bei der Weinherstellung anfallen, wie Kerne und Schalen. Sie sind Upcycling-Rohstoffe mit natürlichem Ursprung und bei den letzten Kosmetikmessen ein starker Trend“, so Melanie Benker.

Von Cornelia Klammt