Fußdeformitäten erkennen und behandeln
Den perfekten Fuß gibt es selten, leichte Abweichungen sind die Norm. Wenn Fußdeformitäten jedoch nicht rechtzeitig behandelt werden, können sie echte Probleme verursachen. So unterstützen Sie Kunden mit Fehlstellungen.
Anatomische Abweichungen
Leichte Abweichungen und Auffälligkeiten sind bei Füßen die Norm. Sie als Fachkraft sprechen von Fußdeformitäten. Bereiten sie weder Schmerzen noch Probleme beim Gehen oder Stehen, sind sie keine Erkrankungen im engeren Sinn. Sie können wegtrainiert oder durch Schuheinlagen neu geformt werden. Doch ob dies wirklich nötig ist, besonders wenn keine Beeinträchtigung vorliegt und keine Verschlechterung stattfindet, ist umstritten. Besonders in der Wachstumsphase, wenn Sehnen und Bänder noch weich und formbar sind, sind Abweichungen von der Ideallinie ganz normal. Erst wenn die veränderte Fußform zu Problemen führt, spricht man von einer pathologischen Fußdeformität.
Ursachenforschung
Fußdeformitäten werden in primäre und sekundäre Deformitäten unterteilt, je nach ihrem zeitlichen Auftreten. Bei primären Deformitäten handelt es sich um angeborene Fehlstellungen. Sekundäre Deformitäten sind im Laufe des Lebens erworben. Je nach Ursache können Fußdeformitäten zusätzlich in verschiedene Gruppen unterteilt werden: in rheumatische, neurogene und exogene (durch äußere Einflüsse verursachte) Formen. Entzündliche Erkrankungen und Veränderungen des Nervensystems sind genauso wie schlecht sitzendes Schuhwerk, einseitige Belastung (Sport), Überlastung (Übergewicht) und Verletzungen die Gründe für eine Abweichung in der Anatomie.
Um die einzelnen Deformitäten leicht sichtbar zu machen, lassen Sie Ihre Kunden doch nach einem Fußbad mit den noch feuchten Füßen einen Abdruck auf ein Tuch machen. Am Abdruck lassen sich die Druckverteilung und die Größe des Fußgewölbes deutlich erkennen. Auch von diesem Abdruck kann sich ein Beweisfoto lohnen, um Verschlechterungen oder Verbesserungen zu dokumentieren. Geben Sie Ihren Kunden Tipps und Hinweise und werden Sie ein fachlich kompetenter Ratgeber bei Fußfragen aller Art.
Typische Fehlstellungen
> Beim Sichelfuß sind Zehen und Mittelfuß nach innen gebogen. Der Sichelfuß ist meist eine primäre Deformität und kommt daher an beiden Füßen vor. Noch im Säuglingsalter wird der Sichelfuß durch physiotherapeutische Maßnahmen zur Stärkung der Fußmuskulatur korrigiert. Reicht die Muskelkraft nicht aus, den Fuß in die ideale Form zurückzubringen, können Gipsverbände angelegt werden.
> Beim Spreizfuß sind die Mittelfußknochen auseinandergezogen. Die Fläche des Vorfußes ist vergrößert, die Füße wirken wie Dreiecke. Dadurch wird ein erhöhter Druck durch die Mittelfußknochenköpfchen auf das Fußgewebe ausgeübt. Es kann zu vermehrter Hornhautbildung und Schwielen kommen. Der Spreizfuß ist oft eine Vorstufe des Hallux valgus. Macht der Spreizfuß keine Beschwerden, muss er nicht behandelt werden. Man muss darauf achten, Schuhe mit der nötigen Breite zu kaufen, um keinen Druck auf die Zehen auszuüben. Dies fällt gerade Frauen oft schwer, denn schmale High Heels sind ein No go für den Spreizfuß.
> Bei einem Senkfuß hat sich das Fußgewölbe zum Boden hin abgesenkt. Im schwersten Fall ist keine Gewölbe mehr vorhanden. Liegt die Fußsohle komplett auf dem Boden auf, spricht man vom Plattfuß. Dies kann bei Belastung zu Schmerzen führen. Ursache ist meist eine schwache Muskulatur, falsche Schuhe und Bewegungsarmut. Häufig kommt der Senkfuß in Kombination mit einem Knickfuß vor. Man spricht vom Knick-senkfuß. Bei Kleinkindern ist ein Senkfuß ganz normal. Die Füße sind noch nicht ausgewachsen, das Gewölbe der Knochen hat sich noch nicht ausgebildet.
> Beim Knickfuß kippt die Ferse aus ihrer idealen Achse. Sie steht zu weit außen, der Knöchel zeigt nach innen, die innere Sehne ist überdehnt. Ursache kann eine Fehlstellungen der Beine oder Übergewicht, aber auch eine rheumatische Erkrankung sein. Der Knickfuß bereitet meist keine Beschwerden. Kommt es zur Schwielenbildung und Beschwerden beim Stehen und Gehen, können Einlagen helfen, den Fuß wieder in die Richtige Stellung zu schieben.
Schmerzen und Schwielen
> Beim Hohlfuß ist das Längsgewölbe deutlich erhöht. Die Sehnen stehen unter Spannung und die große Faszie an der Fußsohle ist kontrahiert. Der Fuß wird dadurch unbeweglich. Ursache ist meist eine Imbalance in der Muskulatur von Fuß und Unterschenkel durch neurologische Erkrankungen. Charakteristisch für den Hohlfuß sind Schmerzen bei Belastung im Bereich der Mittelfußknochen. Unter dem ersten und fünften Mittelfußknochen bilden sich vermehrt Schwielen. Behandelt wird der Hohlfuß mit speziellen Einlagen. In schweren Fällen müssen operativ die Positionen der Knochen verändert bzw. Gelenke versteift werden.
> Beim Spitzfuß sind die Muskeln verkürzt, die Nerven-Muskelbalance ist gestört. Die Fußsohle kann nicht komplett auf den Boden abgesenkt werden. Ein Spitzfuß hat meist neuronale Ursachen und kann eine primäre wie sekundäre Deformität sein, z. B. nach einem Schlaganfall. Er wird durch eine Kombination aus Gipsverbänden und gegebenenfalls Operationen behandelt.
> Der Klumpfuß ist eine primäre Deformität und angeboren. Der Fuß ist dabei so weit nach innen gedreht, dass sogar die Fußsohle nach oben zeigt. Die Ursache ist meist neurogen, nämlich eine verkürzte Achillessehne bei gleichzeitig verkümmerter Wadenmuskulatur. Der Klumpfuß ist eine Kombination aus Hohl-, Spitz- und Sichelfuß mit Muskelbeteiligung. Behandelt wird der Klumpfuß nach der Geburt durch eine Kombination aus Operation und Gipsverbänden mit physiotherapeutischen Folgemaßnahmen.
Beschwerden mindern
Die beste Vorbeugung gegen Fußdeformitäten: viel barfuß gehen und bequeme Schuhe tragen, die genug Platz für den Fuß bieten. Einlagen können Linderung und Besserung bringen. Kombiniert mit Dehn- und Muskelaufbauübungen können die meisten Beschwerden zumindest gemindert werden. Fußgymnastik stärkt die Fußmuskulatur und hält die Gelenke beweglich. Bieten Sie als kleine Besonderheit doch Fußgymnastik in Ihrem Studio oder Institut an.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der November-Ausgabe von KOSMETIK international.
Von Dr. Evelyn Fein