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Für die Kabine // 14.10.2023

Hallux valgus erkennen und behandeln

Der Hallux valgus, auf Deutsch Ballenzeh, ist die häufigste Fußdeformation. Nicht immer ist eine OP notwendig, um Abhilfe zu schaffen. Je nach Stadium und Schweregrad können auch kosmetische Fußpfleger und Podologen einiges für ihre Kunden tun.

Abgewinkeltes Großzeh-Gelenk

Beim Ballenzeh verschiebt sich die große Zehe (Hallux) von der Körpermitte weg zur Seite (valgus). Das Großzeh-Grundgelenkt wird abgewinkelt und zeigt zur Innenseite des Fußes. Die typische kugelige Ausbuchtung entsteht. Der Mittelfußknochen drückt sich zudem gegen die Haut und die Schleimbeutel. Diese Überdehnung im Gelenk und der entstehende Druck nach außen können Gelenkschmerzen und Schleimbeutelentzündungen verursachen. Der Vorderfuß wird an der Stelle des Ballens insgesamt breiter, die Haut reibt vermehrt von innen gegen Schuhe und Riemen. So können Blasen und Hyperkeratosen entstehen, die schmerzhaft sind. Den Raum, den die Großzehe im Vorderfuß nun einnimmt, nimmt sie den anderen Zehen weg. Dadurch können sich Hammer- und Krallenzehen entwickeln, die weitere Probleme und Schmerzen verursachen. Spätestens dann ist die verbogene Zehe kein kosmetisches Problem mehr.

Gene oder Fehlhaltung

Ursache eines Hallux valgus ist die Dysbalance zwischen extrinsischer und intrinsischer Fußmuskulatur sowie Sehnen und Bändern. Dies kann genetische Ursachen haben oder durch Fehlhaltung verursacht werden. Auch eine Verletzung der Muskeln und Sehnen im Fuß kann ursächlich sein. Das Abknicken der Großzehe ist ein schleichender Prozess. Besonders im Frühstadium kann durch Physiotherapie und passendes Schuhwerk eine Verschlechterung vermieden werden. Spezielle Schienen, die den Zeh passiv in die korrekte Position drücken, werden von Betroffenen als angenehm empfunden, allerdings ist die Studienlage zum Erfolg dieser Schienen sehr dünn. Daneben sind heutzutage Tape-Techniken beliebt, die den Zeh in der richtigen Position halten sollen.

Wann ist eine OP sinnvoll?

Wichtig ist die Entfernung der Hyperkeratose am vorgewölbten Ballen und eine anschließende Verwendung von Druckschutzpolstern. Sind deutliche Verhornungen entstanden und der Ballen hervorgewölbt, kann ein kosmetischer Fußpfleger nicht mehr helfen. Der Ballenzeh ist eine Erkrankung der Fußanatomie und darf nur vom Podologen behandelt werden. Bei fortgeschrittenem Hallux valgus, der chronische Schmerzen verursacht, kann meist nur noch eine Operation helfen. Operationen am Hallux valgus aus rein kosmetischen Gründen sind jedoch nicht sinnvoll. Die Gefahr ist zu groß, dass ein beschwerdefreier Patient nach dem Eingriff unter Schmerzen leidet.

Druck rausnehmen

Patienten mit einem Hallux valgus klagen auch über Beschwerden an den kleinen Zehen, besonders wenn sich diese schon als Hammer- oder Krallenzehen ausgebildet haben. Dann ist es nicht sinnvoll, nur diese Deformität der kleinen Zehen zu korrigieren. Vielmehr muss der Hallux valgus korrigiert werden. Bei der Operation werden der Knochen bzw. die Sehnen durchtrennt und wieder neu angebracht. Außerdem gibt es die Methode, das begradigte Gelenk zu versteifen. Mit einem speziellen Schuh, der den Druck vom Vorderfuß weglenkt, können Patienten nach der Operation sehr schnell wieder erste Schritte machen. Ziel jeder fußpflegerischen Maßnahme muss es aber sein, diese Operation zu vermeiden.

Von Evelyn Fein