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Aktuelles // 13.04.2022

Trends: Das kommt 2022 auf die Beauty-Branche zu

Wie entstehen Trends? – das fragten wir Trendforscher Oliver Tabino bereits 2020. Mittlerweile hat die Pandemie die Welt durcheinandergewirbelt. Wie haben sich das Leben und die Beauty-Branche verändert und was kommt noch auf uns zu? Die Antworten lesen Sie im Interview.

Herr Tabino, in unserem Interview vor anderthalb Jahren bezeichneten Sie eine eindeutige Definition von „Trend“ als Herausforderung. Ist das für Sie noch immer so?
Der Begriff wird seit Jahren inflationär genutzt und daran wird sich nichts ändern. Wichtig ist vor allem, dass man ein gemeinsames Verständnis in der direkten Zusammenarbeit zwischen Trendforscherinnen und Auftraggeberinnen hat. Man muss eine gemeinsame „Sprache“ sprechen, damit es zu keinen Missverständnissen kommt.

Apropos Herausforderung: Wie einfach war Trendforschung während der Pandemie? So
etwas wie eine „Blaupause“ gab es da ja nicht.

Es gab eine Blaupause und die war ganz einfach: Man muss als Trend- und Marktforscher Menschenversteher sein. Das hat sich in der Pandemie nicht verändert, sondern wurde noch wichtiger. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit: Die große Herausforderung war vor allem zu Beginn der Pandemie und der Lockdowns, dass es extrem viele Einflussfaktoren gegeben hat, die sich fast minütlich änderten.

Betrachten wir den Kosmetikmarkt: Dekorative Kosmetik war (und ist) aufgrund der Maskenpflicht weit weniger gefragt als Pflegeprodukte. Der Verbraucher wollte sich besonders während des Lockdowns etwas Gutes gönnen und so wurde „Me Time & Comfort“ z. B. 2021 von Branchen-Experten als Trend kategorisiert. Wie sehen Sie das?
Wir haben da mehrere unterschiedliche Einflüsse, die die Bedürfnisse von Verbrauchern und das Verhalten beeinflusst haben. Zum einen gibt es nicht vorhersehbare Einflüsse wie die Maskenpflicht. Das Tragen der Masken hat zu vorher unbekannten Problemen geführt, wie z. B. der Masken-Akne. Darauf mussten die Kosmetik-Hersteller reagieren und sehr schnell Lösungen anbieten. Lockdowns und Masken haben zusätzlich dafür gesorgt, dass Anlässe für aufwendige Styles weniger wurden. Wir haben beispielsweise tiefenpsychologische Interviews in den USA und Deutschland durchgeführt und haben deutliche Veränderungen in den Kosmetik- und Pflegeroutinen vor allem von jungen Frauen festgestellt. Das betrifft dann Produktkategorien wie Foundations. Zum anderen treffen diese Entwicklungen auf ein gesteigertes Nachhaltigkeitsbewusstsein und eine Art Regrounding, also ein Zurück zur Natürlichkeit. Das sind Entwicklungen, die Clean-Beauty-Produkte oder gar einen Clean-Beauty-Trend begünstigen.

Über Oliver Tabino:
Oliver Tabino ist Gründer und Geschäftsführer von Q Agentur für Forschung. (www.teamq.de) Die Marktforschungsagentur ist spezialisiert auf psychologische Marktforschung und Social Media Studien.