Foto: Anika Breetsch privat

Aktuelles // 06.08.2021

Kosmetikerin macht sich für Flutopfer stark

Kosmetikmeisterin Anika Breetsch will angesichts der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz nicht tatenlos zusehen und sammelt Sachspenden zwischen den laufenden Behandlungen. Ihr Kosmetikstudio “Kosmetik-Eule” ist die Frankfurter Annahmestelle der Spendenaktion “Handwerk hilft” Mit vier weiteren Personen und zwei LKWs hat sie Sachspenden ins Katastrophengebiet nach Rheinland-Pfalz gebracht, die an die vom Hochwasser betroffenen Familien verteilt wurden.

Wie war denn die Lage vor Ort? Welche Zustände haben Sie angetroffen?
In Grafschaft bei der Feuerwehr haben wir sofort alles ausgeladen. Wir hatten Sachgüter wie Spaten, Schippen und Eimer gesammelt. Eine Feuerwehr hat dann alles ins Einsatzgebiet gebracht. Mein Eindruck war, dass vor Ort alles sehr chaotisch war. Zivilpersonen haben zum Beispiel den Verkehr geregelt. An dem Samstag mussten auch viele Helfer zurückgeschickt werden, die sich nicht angemeldet und einfach ins Auto gesetzt hatten, um zu helfen. Sie verstopften den Verkehr, viele Räumfahrzeuge sind dadurch nicht durchgekommen. Vor Ort haben wir dann zu zweit auf der Ladefläche und drei Leute im LKW übernachtet, bevor wir am nächsten Tag zurückgefahren sind. Die Feuerwehr war so nett und hat uns über Nacht die Toilette offen gelassen, damit wir frisches Wasser hatten.

Wie hatten Sie die Aktion denn geplant?
Ich habe unsere Aktion vor Ort angemeldet und uns wurde gesagt, was wir an Spenden annehmen dürfen und was nicht. Drei Tage vorher wurde uns noch mitgeteilt, dass wir mit den Gütern nicht zum Nürburgring, sondern direkt nach Grafschaft zur Feuerwehr fahren sollten. Vor Ort wurde dann entschieden, was direkt ins noch gesperrte Gebiet gebracht werden sollte, wie z. B. Schippen und Spaten. Ansonsten hatten wir noch 2700 Liter Wasser und Hygieneartikel mitgebracht, die im Bürgerhaus an die Leute verteilt wurden.

Wie haben Sie diese Aktion mit Ihrem Alltag koordinieren können?
Mein Studio war für die Stadt die Annahmestelle. Mit Hilfe meiner Kollegin und meines Auszubildenden haben wir die Spenden von Montag bis Donnerstag zwischendurch angenommen. Meine Kunden hatten dafür sehr viel Verständnis, wenn ich in der Behandlung ab und zu rausrennen musste, um die Waren anzunehmen. Sie wussten ja, was ich mache und brachten dann hinterher manchmal selbst noch eine eigene Schippe aus dem Garten vorbei. Jeden Abend fuhr ein befreundeter Obermeister von der Malerinnung mit einem gemieteten LKW zu uns. Meine Kollegen und ich haben dann jeden Tag nach Feierabend die Waren auf den LKW geladen, damit das Geschäft wieder leer war. Da die Spendenbereitschaft höher war als wir dachten, haben wir zusätzlich noch einen Sprinter von einer Sattlerfirma aus der Umgebung bekommen.

Werden Sie noch einmal ins Katastrophengebiet fahren?
Wir haben uns gefragt, was wir in Zukunft noch mehr tun können mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Der befreundete Malermeister versucht, abgeschriebene Baumaschinen von anderen Handwerksbetrieben für das Katastrophengebiet zu organisieren. Zudem hat mir eine Werbefirma Merchandising-Artikel wie Schlüsselanhänger und Einkaufbeutel zu einem sehr günstigen Preis gefertigt. Die verkaufe ich an einem Stand bei den Sommerkonzerten „Klassik im Park“ in Frankfurt (Oder), um den Erlös zu spenden. Zusammen mit den Baumaschinen und den Spenden wollen wir dann nochmals ins Katastrophengebiet fahren.

Welche Erkenntnisse können Sie anderen Menschen mitgeben, die auch gerne helfen wollen?
Dass man auch mit kleinen Mitteln etwas machen kann. Wenn ich jetzt kein Geld habe, das ich spenden kann, kann ich eventuell Spenden annehmen, die ein anderer wegbringt. Wichtig ist, ein Netzwerk zu haben, das bei der Aktion mitzieht, und sich genau zu informieren. Alleine agieren bringt den Helfern in der Katastrophe eher Chaos.

Von Monika Vortisch