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Aktuelles // 10.03.2021

Studie zu Naturkosmetik: So ticken Konsumenten

Die Nachfrage nach Naturkosmetik steigt kontinuierlich. Ein Trend, den Kosmetikunternehmen längst erkannt haben. Doch noch fehlt den Verbrauchern der Überblick, bei welchen Produkten es sich um echte Naturkosmetik handelt oder wo lediglich Greenwashing betrieben wird. Eine repräsentative deutsch-französische Studie des Naturkosmetiksiegels NATRUE gibt Aufschluss.

Insgesamt haben vier von zehn Deutschen in den letzten sechs Monaten Natur- oder Biokosmetik genutzt (in Frankreich: drei von zehn). Dabei geben mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland (61 Prozent) an, dass Etiketten nicht ausreichend verdeutlichen, ob es sich bei einem kosmetischen Produkt um Natur- oder Biokosmetik handelt. In Frankreich ist dieser Wert sogar noch höher (71 Prozent).

Natürlichkeit und Wirkung entscheidend

Den größten Einfluss bei der Wahl eines Produkts hat in beiden Ländern das Kriterium „Natürlichkeit” (20 Prozent in Deutschland/24 Prozent in Frankreich). Knapp dahinter folgen „Hautverträglichkeit” (19 Prozent in Deutschland und Frankreich) und die Wirkung des Produktes (17 Prozent in Deutschland/16 Prozent in Frankreich). Da „Natürlichkeit” nicht gesetzlich geschützt ist, wurden die Teilnehmer der Studie auch nach ihrer Definition des Begriffes gefragt: Für deutsche Verbraucher zählt dazu hauptsächlich der Schutz von Tieren (8,4 von 10 Punkte), der Verzicht auf Mikroplastik (7,9 von 10 Punkte) und „100 Prozent natürliche und biologische Inhaltsstoffe” (6,4 von 10 Punkte). In Frankreich sichert sich die Natürlichkeit der Inhaltsstoffe Platz eins (9,6 von 10 Punkte). Dahinter folgen Tierschutz (8,4 von 10 Punkte) und Verzicht auf Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs (7,1 von 10 Punkten).

Tierwohl im Blick

Auffallend ist, dass Käufer in beiden Märkten verstärkt nach Produkten suchen, die das Tierwohl garantieren. Dabei gibt es in der Europäischen Union bereits seit 2004 ein Gesetz, welches Tierversuche für kosmetische Produkte verbietet. Seit 2009 gilt dieses Verbot darüber hinaus auch für Inhaltsstoffe. Hier herrscht also noch Aufklärungsbedarf. Auch die klare Trennung in der Kennzeichnung von natürlichen und „von der Natur inspirierten” Produkten scheint nicht allgemein bekannt zu sein: Während Deutsche klar zwischen naturinspirierten und wirklich natürlichen Kosmetika unterscheiden können, kaufen französische Konsument:innen mehr als doppelt so viele „von der Natur inspirierte” Produkte als natürliche.

Naturinspirierte Produkte

Französische Konstumenten schätzen naturinspirierte Produkte auch viel positiver und natürlicher ein als die deutschen Teilnehmer. Das deutet darauf hin, dass Deutsche diese differenzierter betrachten und sich eher der Gefahr des Greenwashing bewusst sind, welches vor allem bei konventionellen Marktführern eine Rolle spielt. Große Konzerne führen zunehmend Submarken ein, deren Produkte entweder naturinspiriert oder sogar als natürlich oder biologisch zertifiziert gekennzeichnet sind. Solche Submarken werden auf Grund von Packaging, Marketingmaßnahmen und zahlreichen Siegeln häufig als „natürlicher” wahrgenommen, obwohl sie weniger oder gleiche Kriterien wie zertifiziert Natur- oder Biokosmetikprodukte erfüllen. Teilweise kann Greenwashing einzelner Submarken sogar dazu führen, dass  Verbraucher das komplette Angebot der konventionellen Marke als natürlich einstufen.

Steigender Umsatz

Laut einer von Studie von Ecovia Intelligence ist der Umsatz von Natur- und Biokosmetik in Europa zwischen 2017 und 2018 um 7,2 Prozent gestiegen. Allein auf dem europäischen Markt wurde in den letzten fünf Jahren ein jährliches Wachstum von sieben Prozent verzeichnet. Der Gesamtumsatz von Natur- und Biokosmetik in Europa erreichte im Jahr 2018 3,82 Milliarden Euro, und es wird erwartet, dass er bis 2023 auf fünf Milliarden Euro steigen wird.

Die Untersuchungsgrundlage

Die quantitative Online-Befragung wurde zwischen Januar und Februar 2021 in Deutschland und Frankreich vom Marktforschungsinstitut mindline durchgeführt. Es wurden drei Themen untersucht: Die Einstellung der Verbraucher, die Markenwahrnehmung und die Siegelleistung. In Deutschland wurden 1 014 Personen befragt, in Frankreich 1 022. 70 Prozent der Befragten waren weiblich, 30 Prozent männlich. Alle Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 18 und 65 Jahre alt und es wurden rund 30 Kosmetikmarken (konventionelle, natur-inspiriert und natürliche bzw. biologische) bewertet.
Quelle: NATRUE