Firmen & Verbände // 28.06.2021

Hautpflege in dritter Generation: Hinter den Kulissen bei Familie Schrammek-Drusio

Die Staffelübergabe stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Nicht so Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik, versichern Christina Drusio (CD) und Alexander Drusio (AD). Die Geschwister treten gemeinsam in die Fußstapfen ihrer Mutter Dr. Christine Schrammek-Drusio und entwickeln die Traditionsmarke mit neuen Ideen und unter Volldampf weiter.

Frau Drusio, die Firma Schrammek bildet selbst Kosmetikerinnen aus und auch Sie haben nach Ihrem Medizinstudium die Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht. Wie würden Sie die Qualität der Ausbildungsangebote für den Berufszweig in Deutschland bewerten?
CD: Leider ist die Ausbildung der Kosmetikerin in Deutschland nicht sehr einheitlich gestaltet. Ich habe mich entschieden, obwohl ich Dermatologin bin, aus Interesse die Ausbildung zur Kosmetikerin in unserer Schule zu machen. Ich muss zugeben, dass ich anfangs nicht gedacht hätte, doch so viel Zeit in die Ausbildung investieren zu müssen. Neben Fächern wie Dermatologie oder Anatomie sind natürlich kosmetische Fächer wie Kosmetiktheorie auch Neuland für mich. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass man eine gute und breite Ausbildung mit einer guten Praxis hat, damit man später im Berufsleben auch gute Ergebnisse erzielen kann.

Herr Drusio, Sie haben einen anderen beruflichen Background. Haben Sie sich auch zum Kosmetiker weiterbilden lassen?
AD (lacht): Also ich habe tatsächlich die Ausbildung hier an unserer Schule nicht gemacht. Bei mir war es eher ein großes Stück weit „Training on the Job“. Aus zwei Gründen: Zum einen, weil zu dem Zeitpunkt auch meine Mutter Vollzeit hier im Unternehmen gearbeitet hat und wir eigentlich von Anfang an gesagt haben, dass ich die kaufmännischen Themen und sie die fachlichen Aufgaben übernimmt. Ich glaube ich bin komparativ gesehen ein ganz guter Kaufmann, vermutlich aber eher ein schlechter Kosmetiker.

Nach außen hin scheint die Staffelübergabe im Hause Dr. Schrammek aber sehr reibungslos abgelaufen zu sein. Täuscht dieser Eindruck?
AD: Nein, der täuscht absolut gar nicht. Meine Schwester konnte schon gute Erfahrung im Unternehmen sammeln. Und wir haben einen großen Vorteil, da unsere Mutter an sich auch schon einmal den Prozess der Übergabe mitgemacht hat, indem sie erfolgreich das Unternehmen von unserer Großmutter übernommen hat.

CD: Genau. Wir sind unserer Mutter sehr dankbar für das Vertrauen, das sie in uns hat. Aktuell arbeiten unsere Mutter und ich noch an gemeinsamen Projekten und Themen, die ich dann sukzessive übernehmen werde. Zudem haben wir auch eine externe Begleitung, die uns in einer Art Mediationsverfahren bei der Staffelübergabe unterstützt. Wir sind auf einem sehr guten Weg!

Viele Kosmetikerinnen kennen Ihre Mutter und Großmutter sehr gut. Was wollen oder werden Sie anders machen, um Ihre eignen Fußspuren zu hinterlassen?
CD: Ich versuche mich aktuell, so gut es geht, bei unseren Kunden und Geschäftspartnern vorzustellen. Ich denke, wenn man irgendwo neu hinkommt, bringt man auch immer ein bisschen neuen Schwung mit. Den sollte man natürlich immer gut ausbalancieren, weil nicht alles, was vorher anders gemacht wurde, per se direkt schlecht ist. Klar, wir wollen natürlich auch neue Trends in der Kosmetik aufgreifen und weiterhin am Ball bleiben. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren in einer großen Hautarztpraxis und auch in der Uniklinik gearbeitet, da habe ich nochmal einige neue Impulse bekommen.

AD: Unsere Mutter hat nach der Übernahme selbst das Portfolio schon stark verändert, weil sie die medizinische Komponente mit ins Spiel gebracht hat. Bei unserer Großmutter lag der Fokus natürlicherweise noch stark auf der Kosmetik. Und diese Kombination aus Kosmetik und Medizin ist ein Unterschied, den wir in den letzten Jahren sehr stark vorangetrieben haben. Wir möchten unseren Kunden ein zeitgemäßes und effektives Portfolio bieten. Und das nicht nur bezüglich der Produkte.  Wir sind Ansprechpartner und auch jederzeit erreichbar, beispielsweise auf kurzem Weg über WhatsApp.

Haben sie denn im Moment Bestrebungen die Marke zu verjüngen?
CD: Nein, die haben wir nicht, denn ich denke wir sind aktuell für alle Altersgruppen sehr gut aufgestellt. Mit dem Einstieg meines Bruders haben sich einige Dinge im Laufe der Zeit modernisiert, zum Beispiel neue Vertriebswege oder unser Markenauftritt. Ergänzt durch die bewährten Werte, für die man uns kennt.

AD: Wir wollen diejenigen, die uns bereits kennen, nicht vor den Kopf stoßen. Auf der anderen Seite aber auch die nächste Generation, die neuen Kosmetikerinnen, für uns gewinnen.  Auch durch neue Medien, durch Zuschüsse bei der Ausbildung und auf dem Weg in die Selbstständigkeit oder durch unser Online-Angebot.

Ihre Online-Umsätze sind bereits vor der Pandemie stark gewachsen. Werden Sie diesen Vertriebsweg noch stärker ausbauen?
AD: Ja, das ist für uns ein wichtiges Thema und damit habe ich mich bereits vor meinem Eintritt in das Unternehmen stark gemacht. Gerade während der Pandemie hat uns das Online-Business sehr geholfen. Im Übrigen nicht nur für Endkunden, sondern auch die Kosmetikerin. Online ist in allen Bereichen unser schnellstwachsender Vertriebskanal.

Bedeutet das denn nicht auch gleichzeitig Umsatzausfall für die Kosmetikerin, die Ihre Produkte sonst in ihrem Institut verkaufen würde?
AD: Nein, gar nicht. Mit unserem Online-Shop Partnerprogramm, welches wir im Lockdown nochmal verbessert haben, verbinden wir die Welten und bringen unseren Kosmetikerinnen einen Vorteil. Das Modell läuft über einen Gutscheincode, welcher die Kundin mit der Kosmetikerin verknüpft. Die Kundin erhält ein Geschenk von uns, wenn Sie diesen Code bei der Bestellung angibt. Die Kosmetikerin erhält für die Bestellung ihrer Kundin im Online-Shop eine Provision. Zusätzlich entfällt der logistische Aufwand für die Kosmetikerin, einen eigenen Shop mit Verpackungsmaterialien, Versand und Retouren managen zu müssen. Während des Lockdowns haben wir sogar die komplette Produktmarge jeder Bestellung an unsere Kosmetikerinnen provisioniert.

Wie hat sich die Pandemie generell auf Ihr Business ausgewirkt?
AD: Tatsächlich haben wir uns überraschend gut geschlagen. An dieser Stelle möchte ich wieder unser gesamtes Team positiv hervorheben. Außerdem hat uns das Auslandsgeschäft, vor allem in Asien, sehr geholfen. Glück für uns war, dass wir nicht wie viele andere erst mit der Pandemie das Thema Digitalisierung vorangetrieben haben, sondern schon seit Jahren. Aber für unsere Kunden war und ist es teilweise noch sehr dramatisch. Wir waren, so gut wie möglich, für alle Kunden da und Ansprechpartner in der schweren Zeit. Zur finanziellen Unterstützung haben wir nach dem ersten Lockdown ein riesiges Hilfspaket zur Unterstützung der Kosmetikerinnen geschnürt.  

Stichwort Expansion: In welche Länder exportieren Sie außer nach Asien?
AD: Mittlerweile sind wir in über 60 Ländern vertreten. Wo wir tatsächlich nicht besonders gut vertreten sind, ist Südamerika, aus verschiedenen Gründen. Und wo wir gerne auch noch ein bisschen mehr machen können, ist der ganze Bereich des mittleren Ostens. Die stärkste Region ist jedoch Asien für uns.

Kosmetik made in Germany genießt also im Ausland einen sehr guten Ruf. Wie erklären Sie sich, dass der Berufszweig hierzulande eine so schlechte Lobby hat?
CD: Ich könnte mir vorstellen, dass es auch daran liegt, dass die Ausbildung der Kosmetiker in Deutschland nicht einheitlich geregelt ist wie beispielsweise die Ausbildung der Friseure. Jeder macht vereinfacht gesagt sein Ding und die Qualitätsunterschiede in der Ausbildung sind somit sehr schnell sicht- und spürbar. Und schon wird es schwer, eine große und starke Lobby zu bilden. Mein Bruder versucht das mit der Verbandsarbeit im VCP aufzuarbeiten. Aber ich denke, dass wir in diesem Bereich noch unsere Hausaufgaben zu machen haben und mehr mit einer gemeinsamen Stimme sprechen sollten. Ich habe die Hoffnung, dass durch Corona die richtigen Anstöße dafür gesetzt worden sind.

Vielleicht noch zum Schluss ein paar Fragen an Sie privat, bzw. als Vorgesetzte: Als welche Art von Chef würden Sie sich selbst bezeichnen?
CD: (lacht) Das sollten Sie lieber unsere Mitarbeiter fragen. Aber mal Spaß beiseite. Ich würde sagen, ich versuche immer, ein offenes Ohr zu haben und genau hinzuhorchen, ob unsere Mitarbeiter gerade etwas auf dem Herzen haben oder sich austauschen wollen.

AD: Wir beide denke ich, sind sehr für offene Kommunikation und flache Hierarchien. Ich bin der Ansicht, dass das, was ich von den Mitarbeitern erwarte, Führungskräfte vorleben müssen. Es geht ja auch immer ein Stück weit um eine gute Vorbildfunktion. Und am Ende des Tages sind wir ja auch Familienmenschen…

…die zusammen arbeiten. Wie kann ich mir die Sonntagnachmittage im Hause Schrammek-Drusio vorstellen? Gibt es auch andere Themen als das Unternehmen?
CD: Ja klar, also das Familienunternehmen, das ist natürlich ein Thema, welches uns von klein auf begleitet. Aber wir sind in der Kommunikation auch schon besser geworden, sodass sich nicht alle Themen am Abendbrottisch nur um das Business drehen. Wir haben zum Beispiel zwei WhatsApp-Gruppen, eine für geschäftliche Themen und eine für familiäre Themen, in der wir zum Beispiel auch mal Rezepte austauschen.

Wer kocht von Ihnen am besten?
CD: Ach, das kann man pauschal so gar nicht sagen. Wir alle kochen mehr oder weniger gerne und lieben gutes Essen, sei es zum Beispiel Sushi. Gerade aktuell hat man ja vielleicht etwas mehr Zeit, sodass es auch mal passieren kann, dass unser Vater drei Stunden nachmittags in der Küche steht, um uns als Familie am nächsten Tag ein leckeres Mittagessen mit in die Firma zu bringen.

AD: Ja, das ist teilweise sehr praktisch. Und Sie sehen, mit den Jahren sind wir auch im Trennen der Themen viel besser geworden. Wir arbeiten als Familie sehr eng miteinander und haben ein tolles Verhältnis. Aber jeder hat auch seinen oder ihren Kompetenzbereich und so sehen wir uns hervorragend aufgestellt für die kommenden Jahre.