Aktuelles // 24.03.2020

Finanzielle Klarheit in Krisenzeiten

Die Corona-Krise trifft Selbstständige besonders hart. Vielen bereitet die finanzielle Ungewissheit große Sorgen. Die folgenden Tipps können Betroffenen Unterstützung bieten.

1. Liquiditätsplan erstellen
Bevor Hilfsfonds und schnelle Kredite vom Gesetzgeber verabschiedet werden, werden ein paar Tage vergehen. Schritt eins sei es daher jetzt, einen Liquiditätsplan zu erstellen, rät Andreas Lutz, Vorsitzender im Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD). “Was geht ein, was geht raus und wie lange kann ich ohne Aufträge überleben?” Auf diese Weise müssten betroffene Selbstständige jetzt versuchen, ihre Kontoauszüge für die kommenden Monate vorauszuplanen.
2. Die Ausgaben im Blick behalten
Wichtig sei für Selbstständige auch, zu prüfen, welche laufenden Ausgaben sich senken oder aussetzen lassen. “Viele Selbstständige haben Büroräume, Praxen, Ladenflächen oder etwa einen Pkw. Dafür laufen die Miete und Leasingrate weiter”, sagt Lutz. Er rät Selbstständigen mit dem Vermieter zu sprechen, und die aktuelle Situation zu erklären. “Vielleicht lässt der Vermieter mit sich reden, und setzt die Miete für einige Zeit aus.”
Wer von der Krise unmittelbar betroffen ist, sollte außerdem seine Sozialversicherungsbeiträge anpassen lassen. Gesetzliche Krankenkassen setzen die Beiträge für freiwillig Versicherte herab, wenn ein entsprechender Antrag gestellt wird, erklärt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. “Es gibt Krankenkassen, die den Beitrag bei entsprechendem Nachweis sogar vorübergehend auf Null senken”, sagt Lutz.
Betroffene Selbstständige sollten Lutz zufolge außerdem aufgrund der anstehenden Verluste beim zuständigen Finanzamt ihre Vorauszahlungen herabsetzen oder ganz aussetzen lassen.
3. Geschäftsmodell prüfen
Selbstständige, deren Läden geschlossen bleiben müssen, können jetzt überlegen: Wie kann ich meine Leistungen erbringen? “Wichtig ist, jetzt in den Notfallmodus zu schalten”, sagt Lutz. Es brauche Kreativität, um neue Umsätze zu generieren – zum Beispiel, indem man das Geschäft, sofern möglich, ins Digitale verlagert oder sich neue Aufgaben sucht, die langfristig mit Einnahmen verbunden sind. “Da bieten sich aktuell auch Chancen, und das ist am Ende auch wichtig für die Psyche.” Lutz zufolge gibt es jetzt an vielen Stellen Bedarf nach Unterstützung, den es zu erkennen und zu bedienen gilt.
4. Überbrückungskredit – ja oder nein?
Wer überlegt einen Kredit in Anspruch zu nehmen, sollte sich zuvor laut Lutz beraten lassen. “Vor dem Anruf bei der Bank sollte man Rücksprache halten, etwa mit einem erfahrenen Gründungsberater”, empfiehlt Lutz.
Gunter Haake vom Referat Selbstständige der Verdi sieht Kredite kritisch – besonders für Personen, mit geringen Verdiensten. “Damit verschiebt sich die Liquiditätsproblematik”, sagt er. Betroffene seien dann nach der Krise doppelt belastet, wenn sie für ihren Lebensunterhalt aufkommen müssen und gleichzeitig den Kredit zurückzahlen müssen. “Das ist oft keine ideale Lösung.”
5. Zuschüsse beantragen
Selbst wenn aktuell Hilfsprogramme von staatlicher Seite erst anlaufen, können Selbstständige bereits aktiv werden. Lutz rät, alles im Detail zu dokumentieren: Welche Kunden oder Klienten sagen wann ab, was geht verloren, wie hoch sind die Beträge? “Wenn man das direkt vorbereitet, kann man es dann direkt ausdrucken und mitschicken, wenn es darum geht, Hilfen zu beantragen.”
Sobald klar ist, welche Hilfsangebote in Frage kommen, sollte man Lutz zufolge schnell reagieren. Außerdem empfiehlt er, sich tagesaktuell zu informieren, etwa auf den Webseiten der für die Hilfen verantwortlichen Organisationen und Behörden. Der VGSD pflegt eine Linkliste mit aktuellen Infos für Selbstständige zum Thema Corona.

Quelle: RND