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Self-Care // 15.02.2022

Aus Grau mach` Blau

Zuversicht statt Zukunftsangst: Wir haben so vieles – und blicken doch oft ängstlich in die Zukunft. Die Pandemie ließ dieses Unsicherheits-Phänomen deutlich zutage treten. Lesen Sie, wie es gelingen kann, wieder zu einem optimistischen, positiven Weltbild zu gelangen.

Die Pandemie hat uns jäh aus unserer (vermeintlichen) Komfortzone herausgerissen. Über unseren Köpfen schwebt ein riesiges Fragezeichen. Eine solche Situation ist für Angestellte schon schwer genug – wie schlimm ist sie aber erst für Selbstständige?!

Auf die Dosis kommt`s an

Per se ist Unsicherheit nichts Schlechtes. Sie wirkt als eine Art Frühwarnsystem und lässt uns Risiken schneller erkennen, als wenn wir blauäugig und sorglos in den Tag hinein lebten. Eine leichte Besorgnis zu empfinden, ob denn alle Kundinnen in dieser Woche ihre Termine auch wirklich wahrnehmen oder ob die per Express bestellte Lieferung noch rechtzeitig vor dem geplanten Event eintreffen wird, ist völlig normal.

Sich deswegen aber zermürbende Sorgen zu machen, ist kontraproduktiv und fast schon pathologisch.
Wie bei vielen Dingen macht auch hier die Dosis das Gift. Eine so heftige Angst vor der Zukunft war – zumindest vor Ausbruch der Pandemie – nicht wirklich gerechtfertigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte sich die Welt in ähnlicher Weise weiter gedreht … wenn, ja, wenn dieses Virus nicht aufgetaucht wäre. Eine noch schlimmere Entwicklung wäre es aber, sich jetzt in den eigenen, übersteigerten Sorgen und Zukunftsängsten betätigt zu fühlen.

Selbsttest – wie reagieren Sie auf Ungewissheit?

Wir müssen also eine gewisse Ambivalenz bei unserem Blick in die Zukunft aushalten können. Iin der Psychologie nennt man das Ungewissheitstoleranz. Wissen Sie, wie Sie mit Ungewissheit und Zukunftsangst umgehen? Wenn Sie neugierig geworden sind, dann beantworten Sie für sich diese Fragen:

  • Nehme ich ungewisse Situationen im Alltag viel früher wahr als andere Menschen?
  • Bekomme ich häufiger zu hören: „Mach‘ dir doch nicht immer so viele Sorgen!“?
  • Will ich eine Klärung der Sache, also Gewissheit, immer und unbedingt erzwingen?
  • Lese ich bei einem neuen Thriller die letzten Seiten gerne zuerst?
  • Nehme ich wahr, dass viele ungewisse Dinge sich letztendlich zum Guten wenden oder registriere ich viel eher die, die schlecht ausgehen?
  • Ärgere ich mich über mich selbst, dass andere die Ungewissheiten des Lebens viel besser aushalten können als ich?
  • Lähmt es mich, wenn ich nicht weiß, wie eine Sache ausgeht?
  • Bin ich beleidigt oder gar wütend, wenn mir in einer bestimmten Situation Ungewissheit zugemutet wird?
  • Helfen mir Aussagen wie „Das wird schon werden!“ oder „Was soll schon groß passieren?“ oder doch eher nicht?

Je häufiger Sie dabei mit einem Ja antworten bzw. die negative Antwort wählen, desto geringer ist Ihre Ungewissheitstoleranz und desto weniger Vertrauen haben Sie in die Zukunft.

Übungen für mehr Zuversicht

  • Es gibt auch schöne Ungewissheiten! Eine angekündigte tolle Überraschung löst bestimmt wenig Angst bei Ihnen aus. Versuchen Sie, andere Ungewissheiten mit diesem Gefühl zu belegen und malen Sie sich Ihre Gefühle aus, wenn Sie toleranter gegenüber dem Ungewissen wären.
  • Triggern Sie Ihre inneren Unsicherheiten! Lassen Sie in einer ruhigen Minute alle Gedanken und Gefühle zu, die auf Sie zukommen. Es ist sehr ungewiss, was da hochkommen könnte. Ist das bedrohlich? Sicher nicht! Ihr achtsamer Umgang damit erzeugt eher Gelassenheit und vielleicht sogar Neugierde. Erhalten Sie sich diese!
  • Ordnen Sie Ihre Unsicherheiten! Erstellen Sie für Ihre Zukunftsängste auf einem Blatt Papier eine Skala von „Gewissheit extrem wichtig“ bis „Gewissheit nicht so wichtig“. Sie werden – wenn Sie die Ängste gründlich prüfen – wahrscheinlich überrascht sein, mit wie viel Unsicherheit Sie doch recht gut leben können.
  • Stoppen Sie Ihre Unsicherheiten! Ihre Gedanken beginnen zu kreisen. Sie versinken ins Grübeln – STOPP! Rufen Sie sich ganz bewusst ins Hier und Jetzt zurück. Unterbrechen Sie Ihr Gedankenkarussell, bevor es Sie nach unten ziehen kann.
  • Unterziehen Sie Ihre Ungewissheit einem Rating! Stellen Sie sich verschiedene End-Szenarien vor und ordnen Sie diese nach ihrer Wahrscheinlichkeit. Prüfen Sie, ob Sie Einfluss nehmen können. Wahlmöglichkeiten werden Sie sicherer machen.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Ungewissheit! Versetzen Sie sich in die Rolle Ihres Angstfaktors. Was fühlt er? Diskutieren Sie mit ihm und entkräften Sie nach Möglichkeit alle seine Argumente.

Von Claudia Gesang