Egal, ob beim Einkaufen, bei der Arbeit, der Kinderbetreuung oder auch in der Freizeit – Stress lauert überall. Mit gezielten Anwendungen und Behandlungen in angenehmer Atmosphäre lässt sich jedoch den alltäglichen Belastungen entgegenwirken. Ganzheitliche Pflege- und Entspannungsprogramme können gestressten Menschen Wohlbefinden und innere Ruhe zurückgeben – besonders, wenn dabei so wirksame Heilpflanzen wie der Lavendel eingebunden werden. Die Phytotherapie blickt auf eine 5 000 Jahre alte Tradition zurück und wurde von dem französischen Chemiker und Parfümeur René-Maurice Gattefossé zur Aromatherapie weiterentwickelt. Eine zentrale Rolle spielt hierbei das limbische System – jener Teil des Gehirns, dem u. a. das Verarbeiten von Emotionen zugeschrieben wird. Hier beeinflusst die Amygdala z. B. Gefühle wie Wut und Angst. Eine erhöhte Aktivität kann Unruhe, Nervosität und Panik zur Folge haben. Der Lavendel wirkt auf diese Funktionseinheit ein, sein Duft und die aus ihm gewonnenen Extrakte helfen gegen Stress, Schlafstörungen und Verstimmungen.
Populäre Heilpflanze
Bis heute erfreut sich das blaue Kraut großer Beliebtheit. Lavendelöl zählt zu den am meisten verwendeten ätherischen Ölen. Schon Paracelsus empfahl Lavendel (Lavandula angustifolia) als „Nervenmittel“. Als Tee hilft die Heilpflanze beim Einschlafen sowie bei nervösen und angstbedingten Störungen. Studien haben bei diesen Affekten die Wirksamkeit von Lavendel belegt, durch das ätherische Öl wird schon bei einmaliger Anwendung eine beruhigende Wirkung erzielt. Der Lavendel kann dabei selbst ausgeprägte Verstimmungen ausgleichen. Er begünstigt sowohl die Regeneration als auch die Entspannung von Psyche und Körper. Bei der Anwendung auf der Haut erweist sich das Wirkspektrum des Lavendels als vielfältig – es reicht von antiseptisch über reinigend und klärend bis hin zu juckreizstillend und entzündungshemmend. Die Heilpflanze hat sich bei der Pflege von trockener und gestauter Haut, aber auch bei Akne und Couperose bewährt. Ihre zellerneuernde Wirkung war bereits im alten Ägypten bekannt. Außerdem fördert Lavendel die Bildung von weißen Blutkörperchen und wirkt immunstärkend. Darüber hinaus kann „das blaue Wunder“ bei Verbrennungen, Insektenstichen, Ekzemen, Dermatitiden, Herpes, Rheuma, Fußpilz, nervösen Herzbeschwerden und Kopfschmerzen eingesetzt werden.
Der Einfluss der Farbe Blau
Die Farben der Blüten entsprechen den Wirkungen, die auch aus der Farbenlehre von Johann Wolfgang von Goethe bekannt sind. Blau symbolisiert nicht nur Vertrauen, Kompetenz und Beständigkeit, die Farbe steht auch für Entspannung, Ruhe und Konzentration. Ihr wird die Eigenschaft zugesprochen, dass sie gestressten Menschen hilft, ihre innere Harmonie wiederzufinden. Daher bietet es sich bei einer Wellness-Anwendung an, dass die Raumdekoration die Farbe Blau aufgreift, um ihren entspannenden Charakter auch visuell zu transportieren. Elemente wie Wasser in Schalen oder die beruhigende Wirkung von Zimmerbrunnen regen das Unterbewusste an, bringen ebenfalls Klarheit und vertiefen das Motto der jeweiligen Anwendung.
Gestalterische Aspekte
Hinsichtlich des Behandlungsthemas „Lavendel“ sind der Fantasie und Kreativität bei der Dekoration keine Grenzen gesetzt. Unterstützend können verschiedene Blautöne in vielfältiger Form einbezogen werden, etwa durch blaue und violette Tücher, Blüten oder Seifen in der Farbe Blau. Dezent dekorierte frische Lavendelblüten oder Blumentöpfe mit Lavendelpflanzen zaubern das Flair der Provence direkt in Ihre Praxisräume. Bei jeder Berührung der Blüten werden die Aromen freigesetzt, jede Pflanze ist ein dauerhafter Raumbedufter. Ergänzend können Sie auch die von Ihnen verwendeten Handtücher mit Lavendelwasser spülen.
Für Wohlgeruch sorgen
Mit einer Duftlampe und ein paar Tropfen Lavendel- und Melissenöl entfaltet sich eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit. So kann Ihr Kunde während der gesamten Behandlung den zarten Duft des Heilkrauts aufnehmen und schon während des Liegens zur Ruhe kommen. Und ein Blaubeer-Smoothie, den Sie Ihren Kunden nach der Behandlung servieren, kann dieses Dufterlebnis auch kulinarisch abrunden. Die Palette der Behandlungsmöglichkeiten mit Lavendel reicht vom Einsatz ätherischer Öle über Aufgüsse, das Auslegen oder das Einbeziehen frischer und getrockneter Blüten bis hin zu der Verwendung von handgefertigten Seifen. Für die Reinigung kann ein Lavendelhydrolat eingesetzt werden. Da es eine Reihe von Neuzüchtungen und Kreuzungen gibt, ist darauf zu achten, dass echter Lavendel ausgewählt wird und nur ätherisches Öl von hoher Qualität für die Hautpflege Anwendung findet. Ätherisches Lavendelöl kommt bei der Hautreinigung und -pflege zum Einsatz, getrocknete Blüten in Duftsäckchen helfen bei Schlafproblemen. Bei Insektenstichen kann das ätherische Lavendelöl auch pur auf die betroffene Stelle aufgetupft werden.
Lavendel im Institut
Eine Behandlung könnte mit einem Voll- oder Fußbad beginnen, dem blaue Badewasserfarbe und 20 Tropfen Lavendelöl zugesetzt wurden. Angenehm ist auch ein Milchfußbad mit den ätherischen Ölen der Bergamotte, Zitrone, Muskatellersalbei oder Rose. Aus einem qualitativ hochwertigen Apfelessig und ein paar Tropfen ätherischem Lavendelöl kann ganz leicht ein erfrischender Lavendelessig hergestellt werden. Dieser verschafft bei Varizen und schweren Beinen Erleichterung oder kann einfach als erfrischendes Fußtonikum eingesetzt werden. Auch mit kühlendem Lavendelwasser getränkte Kompressen oder Umschläge können zur Vitalisierung auf die Füße aufgelegt werden. Bei Fußpilz hat sich die Anwendung einer Mischung bewährt, die aus je zehn Tropfen Thymian-, Lavendel- und Teebaumöl hergestellt wird.
Rundum behaglich
Während eines entspannenden Treatments dürfen Verwöhn-Momente nicht zu kurz kommen. So können Sie aus einem Esslöffel Meersalz oder Heilerde und Lavendelöl ein wohltuendes Peeling zubereiten. Eine entstauende Pinselmassage ist den meisten Kosmetikerinnen bekannt, doch statt der Pinsel können Sie in der Fußpflege auch kleine Lavendelblütensträuße benutzen. Diese Massage hat denselben Effekt wie jene, die mit anderen Hilfsmitteln durchgeführt werden – und sie bringt den Füßen wohlige Entspannung. Überdies lässt sich auch eine beruhigende Fußpackung z. B. aus Quark, Honig und Lavendelöl mischen. Nach der Einwirkzeit wird diese mit lauwarmem Wasser abgewaschen und anschließend noch ein Pflegeprodukt aufgetragen. Lavendel wirkt ausgleichend und eignet sich für wunderbare Anwendungen am ganzen Körper. Er lässt sich sehr gut mit anderen ätherischen Ölen und Heilkräutern mischen und sorgt für ein ausgewogenes Pflege- und Dufterlebnis. Doch bei allen positiven Eigenschaften des heilsamen Krautes sollte immer auf eine optimale Dosierung geachtet werden, denn auch hier gilt: Viel hilft nicht immer viel. Auch sollte vor Behandlungsbeginn mit dem Kunden stets eine mögliche Unverträglichkeit abgeklärt werden, die gegen Lavendel zwar selten vorkommt, in Einzelfällen aber durchaus bestehen kann.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Fachzeitschrift GUT zu FUSS 4_18.