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Self-Care // 20.05.2020

Rückendeckung

Die Arbeit einer Kosme­tikerin ist häufig mit Positionen verbunden, die unserem Körper nicht ­gerade guttun. Achten Sie daher auf Ihre Haltung, eine fachgerechte Aus­stattung Ihres Instituts und kleine Bewegungseinheiten zwischendurch.

Chronische Fehlhaltungen können viele Probleme hervorrufen. Schon nach zwei Stunden Sitzen erhöht sich das Risiko für Diabetes um 20 Prozent und die inneren Organe fahren ihre Funktionen um bis zu 50 Prozent herunter. Das dauerhafte Sitzen ist nicht nur für den Bewegungsapparat Gift, auch Körperfunktionen geraten aus dem Gleichgewicht. Bilden sich als Folge chronische Schmerzen aus, entsteht Stress und auch die Seele leidet. Ein fataler Teufelskreis, der möglichst schon frühzeitig unterbrochen werden sollte. Als kompetente Kosmetikerin beraten Sie Kunden über eine gesunde Lebensweise und Körperpflege. Darum sollte es für Sie selbstverständlich sein, sich ebenfalls entsprechend zu verhalten.

Ungünstige Haltung

Hautreinigung, Augenbrauenzupfen und Gesichtsmassage finden meist im Sitzen statt – in einer denkbar ungünstigen Haltung. Ein leicht nach vorn geneigter Oberkörper ist eine Zumutung für Lenden­wirbelsäule sowie Bandscheiben und fördert ein starres Becken. Auch die nach vorn gestreckten Arme bringen Nacken und Schultern an ihre Grenzen. Die Folge: Schmerzen im unteren Rücken und Schulter-Nackenbereich, Kopfschmerzen, eine flache Atmung und nicht zuletzt Durchblutungsstörungen in den unteren Extremitäten.

Unterschätzte Rückenfalle

Aber auch eine höhenverstellbare Liege birgt ihre Gefahren, wenn sie nicht richtig zum Arbeitenden passt. Gerade bei der Ganzkörper- oder Rückenmassage steht man zwanzig bis fünfzig Minuten an der Liege. Diese Zeit kann endlos werden. Eine andere unterschätzte Rückenfalle ist die Fußpflege, bei der man den Fuß des ­Kunden möglichst rundherum sehen sollte und widerstandslos arbeiten können muss. Viele Herausforderungen für ein Kosmetikinstitut oder Spa, die jedoch mit System und guter Beratung gelöst werden können.

Höhenverstellbare Liegen

Voraussetzung für ein gesundes Arbeiten ist zuallererst ein ergonomischer Arbeitsplatz, der vor allem eines ist: anpassbar. Eine starre Höheneinstellung von Kosmetikliegen ist der Grundstein für Erkrankungen des Bewegungsapparats und der Muskulatur. Da jeder Mensch seine individuelle Statur hat, müssen die Arbeitsmittel auch individuell anpassbar sein und eine physiologisch korrekte Haltung und Mobilität unterstützen. Fachausstatter haben höhenverstellbare Liegen und Fußpflegestühle in vielen Ausführungen und bieten oft eine Unterweisung zur Handhabung an. Die Investition in einen externen Ergonomie-Coach, der speziell auf die Bedürfnisse der verschiedenen Arbeitsplätze geschult ist, lohnt sich auf jeden Fall. Mit einer kompetenten Beratung und Schulung zu ergonomischer Arbeitsausstattung können Fehlhaltungen vermieden und Fehlzeiten reduziert werden.

Dynamisches Sitzen

Die Anpassung der Technik oder des ­Arbeitsumfelds an den Menschen beinhaltet auch aktives, dynamisches Sitzen. Ein guter Arbeitsstuhl sollte Impulse zur unbewussten Bewegung geben. Solch ein Stuhl kann der Sattel sein, bei dem das Becken immer wieder zur Veränderung der Position angeregt wird. Um dieses dynamische Verhalten auch am Steharbeitsplatz zu ermöglichen, empfiehlt sich der Einsatz einer Aktivbodenmatte. Sie ermöglicht ein ermüdungs-  und beschwerdefreies Stehen und fördert die kurz- und langfristige Konzentrationsfähigkeit. Eine verbesserte Körperhaltung wiederum führt zur Entspannung der Hals- und Schultermuskulatur.

Die Kosmetikerin als Vorbild

Als Vorbild für die Kunden sollte die Kosmetikerin auf eine gesunde Arbeitshaltung achten. Unbewusst nehmen andere Menschen das wahr und eifern Ihnen nach. Eine klassische Übung für eine aufrechte Haltung: Legen Sie sich ein Buch oder Handtuch auf den Kopf und gehen Sie durch den Raum. Der Gegenstand darf nicht herunterfallen.

Trainingseinheiten im Alltag

Achten Sie im Alltag darauf, beim Heben aus der Hocke zu arbeiten, die Knie beim Stehen nicht steif durchgedrückt zu halten und verschiedene Gegenbewegungen in den Tag einzubauen. Sind die Arme schwer von der starren Haltung, dann stehen Sie auf, strecken Sie sie weit nach oben und kreisen Sie die Schultern. Sind die Beine träge, hilft Hüpfen auf der Stelle, gern auch auf einem Übungskissen. Das stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch die Gefäße.
Rückenschmerzen sind häufig auch stress­bedingt. Verschiedene Entspannungstechniken sollten daher die Körperarbeit flankieren: eine kleine Mittagsmeditation, Atemübungen im Freien oder einfach in der Rückenlage alle Muskeln entspannen.

Bewegung mit Kollegen

Die menschliche Anatomie ist für eine vielfältige Bewegung gebaut, 80 Prozent des Tages sollte sich der Körper in Bewegung befinden. Zur Erinnerung können Sie kleine Karten mit Anmerkungen oder einem Bild in Sichtweite aufhängen. Mit Kollegen machen tägliche Übungssequenzen viel mehr Spaß. Eine feste Zeit, die für jeden passt, ein ruhiger Ort und es kann losgehen. Es genügen schon zehn bis 15 Minuten, um aus der starren Arbeitshaltung herauszukommen und den Körper zu mobilisieren. In größeren Instituten kann ein Trainer diese Aufgabe übernehmen, gerne auch mit den Kunden zusammen. Da die Verkürzung oder Erschlaffung der Haltemuskulatur die großen Muskelgruppen betrifft, sollten diese besonders trainiert werden. Viele Übungen können spielerisch in den Alltag eingebaut werden.

Vorbeugen ist besser als Heilen!

Die meisten Rückenschmerzen entstehen durch Fehlhaltungen, Übergewicht und zu wenig Bewegung. Also können sie mit einer entsprechenden Bewegungstherapie behoben oder vermieden werden. Der erste Schritt ist immer der schwerste, für die eigene Gesundheit sollte er aber nicht aufgeschoben werden. Denn Vorbeugen ist besser als Heilen!

Von Corinna Fischer, Fußpflegerin, Kosmetikerin, Wellness­beraterin (IHK) und Stressberaterin.