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Pflege // 23.12.2023

Retinol – wissen wie‘s wirkt

Retinol ist ein bewährter Powerwirkstoff in Anti-Aging-Produkten. Für optimale Ergebnisse muss es mit der nötigen Fachkenntnis eingesetzt werden. Wie der bewährte Inhaltsstoff wirkt und worauf Sie bei seiner Anwendung besonders achten sollten, erklären Dr. Julia Mader und Dr. Nini Nielson.

Retinoide gibt es in vielfältiger Form, wobei sie sich chemisch gesehen in Bezug auf die Charakteristika, Anwendungsgebiete und Einsatzkonzentrationen voneinander unterscheiden. Retinoide zählen zur Vitamin A-Säure (Tretionin) und werden in höheren Einsatzkonzentrationen vor allem in der dermatologischen Therapie in Tablettenform oder als Cremes erfolgreich zur Behandlung verschiedener Hauterkrankungen wie Akne sowie als effektive Anti-Aging-Behandlung verwendet. Retinoide sind verschreibungspflichtig und nicht in kosmetischen Produkten enthalten.

Retinol dagegen kommt in der kosmetischen Pflege in verschiedenen Konzentrationen zum Einsatz. Es zählt auch zur Gruppe der Retinoide und folglich zu den Vitamin A-Derivaten. Retinol ist ein sehr aktives und wirksames Molekül des Vitamin A, welches an verschiedenen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt ist.

Wie wirkt Retinol auf die Haut?

Neben der Wirkung von Retinol auf den gesamten Organismus ist besonders die positive Wirkung auf die Haut in zahlreichen Studien nachgewiesen. Retinol wird vor allem im Bereich der Anti-Aging-Behandlung eingesetzt. Es hat einen positiven Effekt auf Linien und Fältchen und somit auf das gesamte Erscheinungsbild. Diese Wirkung wird durch die Anregung der Kollagensynthese erzeugt, wodurch:

  • das Bindegewebe wieder gestrafft,
  • die Ausprägung und Tiefe von Falten gemindert und
  • die Haut glatter und jugendlicher wird.

Wegen der kleinen Molekülgröße kann Retinol sehr gut in die tieferen Schichten der Haut diffundieren und dort gezielt wirken. Zudem regt Retinol die Zellerneuerung an und hat einen direkten Einfluss auf die Regenerationsfähigkeit der Haut. Als Folge dessen wird die Nährstoffversorgung der Haut gefördert und das Hautbild verbessert sich.

Ein weiteres Wirkungsfeld ist die effektive Behandlung von Hyperpigmentierungen. Hierzu zählen auch postinflammatorische Pigmentflecken, z. B. nach der Akne-Behandlung. Positiv im Rahmen der Akne-Behandlung ist zudem die Wirkung von Retinol auf erweiterte Poren zu nennen. Der Wirkstoff verkleinert die Poren und lässt das gesamte Hautbild ebenmäßiger aussehen.

Wie sollte Retinol angewendet werden?

Die sichtbaren Veränderungen der Haut auf Grund von Retinol hängen ab

  • von der Regelmäßigkeit der Anwendung,
  • der Gesamtrezeptur des Produktes sowie
  • der Einsatzkonzentration von Retinol.

Zusätzlich spielen der Zustand der Haut und ihre bisherige Pflege eine wichtige Rolle. Um eine sichtbare Verbesserung zu erzielen, muss Retinol in den tieferen Hautschichten wirken. Eine nachhaltige Wirkung sollte bei regelmäßiger Anwendung von Retinol nach acht bis zwölf Wochen eintreten. Da das fettlösliche Vitamin A-Derivat im Organismus gespeichert wird, kann der tägliche Bedarf einfach über eine ausgewogene Ernährung abgedeckt werden.

Damit Retinol seine gänzliche Wirkung entfalten kann, ist die korrekte Anwendung und Kombination mit anderen Produkten entscheidend. Je nach Hauttyp und Hautzustand ist es wichtig, die geeignete Einsatzkonzentration zu wählen.

Anti-Aging bei Nacht und Tag

Zu Beginn ist es empfehlenswert, Retinol zwei- bis dreimal pro Woche in geringer Applikationsmenge abends anzuwenden. Bei guter Verträglichkeit lässt sich die Anwendung in den nächsten Wochen auf täglich erweitern. Retinol gibt es in unterschiedlichen Wirkkonzentrationen in Tages- und Nachtcremes sowie in Wirkstoffseren.

  • Vor allem in der Nacht unterstützt Retinol die Regeneration und Zellerneuerung der Haut.
  • Für die Verwendung am Tag eignen sich besonders Produkte, die mit einem hohen Lichtschutz sowie mit beruhigenden Wirkstoffen kombiniert sind.
  • Besondere Vorsicht sollte bei der Augenpflege mit Retinol geboten sein. Hier sind niedrige Einsatzkonzentrationen sowie die langsame Gewöhnung an den Wirkstoff unerlässlich, damit Irritationen vermieden werden.
  • Hals, Dekolleté und die Hände sollten bei der Pflege mit dem Vitamin A-Derivat mit berücksichtigt werden. Hier zeigen sich häufig Pigmentflecken und Alterserscheinungen auf Grund der höheren UV-Belastung.

UV-Schutz ist ein Muss!

Da die Haut durch die Pflege mit Retinol empfindlicher gegenüber UV-Strahlung wird und Sonne wiederum die Effektivität dieses Wirkstoffs negativ beeinträchtig, bedarf es in dieser Zeit eines besonderen Schutzes. Essenziell ist deshalb die regelmäßige Verwendung eines hohen Lichtschutzes mit Breitbandfiltern am Tag, um Pigmentflecken zu vermeiden.

Retinol als kosmetischer Wirkstoff ist nicht schädlich für die Haut. Allerdings kann seine Anwendung vor allem zu Beginn in der Gewöhnungsphase zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Hier sind vor allem Trockenheit, leichte Reizungen und eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit zu nennen. Bei einer zu hohen Einsatzkonzentrationen oder bei einer sehr empfindlichen Haut kann es allerdings jedoch zu stärkeren Nebenwirkungen kommen.

Mögliche Nebenwirkungen

Die Anwendung von Retinol-Präparaten kann zu Irritationen wie Rötungen, Juckreiz und Brennen sowie zu einem sichtbaren Schälen der Haut führen. Sollten die Irritationen zunehmen oder unangenehm werden, ist die weitere Verwendung dieser Produkte nicht empfehlenswert. Die Nebenwirkungen sollten nach Absetzen der Therapie innerhalb kurzer Zeit wieder abklingen und die Haut sollte sich schnell wieder beruhigen.

Von Dr. Julia Mader

Dr. Julia Mader, Dr. Nini Nielson

Die promovierten Kosmetikwissenschaftlerinnen Dr. Nini Nielson und Dr. Julia Mader führen seit 2019 eine gemeinsame Beratungsagentur für Kosmetikfirmen. Mit SKŌUD Skin Health haben sie ihr Forschungswissen zur Gesunderhaltung der Haut erstmals in Form einer eigenen Kosmetiklinie zugänglich gemacht.