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Naturkosmetik // 19.12.2023

Branche in Bewegung

Die globalen Krisen sind auch an der Naturkosmetik nicht spurlos vorübergegangen. Zear sind die Umsätze 2022 leicht gesunken, dennoch wird sie an Dynamik nicht einbüßen. Wachstumstreiber werden die Megatrends Digitalität und Gesundheit sein.

Die Corona-Pandemie liegt hinter uns und diese Jahre haben Spuren hinterlassen – bei den Herstellern und den Verbrauchern. Hinzu kommt die weltweite Sorge bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels und des Kriegs in der Ukraine. Dieser hat, so Prof. Dr. Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, insbesondere zu Unsicherheiten bei der Energieversorgung geführt, die zu den pandemiebedingten Zuliefer- und Produktionsstörungen hinzukommen. Rohstoffe und Energie haben sich verteuert, sowohl die Inflationsrate als auch die Lebenshaltungskosten sind  gestiegen und die Kaufkraft der Verbraucher sinkt, was sich ebenfalls auf die Nachfrage nach  Konsumgütern auswirkt. Das betrifft auch den Naturkosmetikmarkt, dessen stetes Wachstum im Jahr 2022 erstmalig zum Stillstand gekommen ist, so Mirja Eckert, Expertin für Megatrends und Inhaberin der Marktforschungsagentur The New. Sie stützt sich dabei auf eine entsprechende Hochrechnung des Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW). Es sei im Vergleich zu 2021 sogar ein leichter Umsatzrückgang von 3,5 % zu verzeichnen. Hauptabsatzkanal für Naturkosmetikprodukte seien, so Eckert, die Drogeriemärkte – gefolgt vom Fachhandel (u. a. Biofachhandel, Drogerien, Reformhäuser und Kosmetikinstitute) sowie E-Commerce. Besonders hier lassen sich Chancen für die Naturkosmetikbranche erkennen.

Megatrend Digitalität

E-Commerce wird nach Einschätzung von Mirja Eckert immer vielfältiger, denn hier könne man auf unterschiedliche Weise Umsätze generieren. Als Beispiele nennt die Trendforscherin z. B. digitale Marktplätze, Markenshops, Social Commerce über Instagram, Facebook oder Whats-App, Abonnementmodelle sowie eGames und Metaverse. Doch nicht nur die Distributionsformen entwickeln sich immer weiter, auch die mit der Digitalisierung verbundene Individualisierung kann als zukunftsweisend betrachtet werden. Wichtig ist jedoch, dass die digitalen Möglichkeiten sinnvoll genutzt würden. Anlässlich der diesjährigen Vivaness haben sich Mirja Eckert und der Futurologe Max Thinius mit deren Potenzial auseinandergesetzt. „Digitale Serviceleistungen sowie das Sammeln und Analysieren von Daten gewinnen verstärkt an Bedeutung“, so Thinius. Er sieht gerade die Naturkosmetikbranche mit ihrer Zielgruppe für den Weg in die Digitalität gut aufgestellt. Beide seien anderen und neuen Wegen grundsätzlich aufgeschlossen. Außerdem, so der Futurologe, vernetzten sich Produzenten, Verarbeiter und Verbände heute bereits untereinander, teilten dabei gesammeltes Wissen und kommunizierten ihre Vorteile transparent. Diese Vorgehensweise kann man als Indikator dafür werten, dass sich die Naturkosmetikbranche auch als Community versteht. Als einen weiteren Megatrend in der Naturkosmetik definieren die beiden Experten die Gesundheit. Mit diesem Megatrend hat sich auch schon das Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main auseinandergesetzt. Gesundheit bedeutet Lebensqualität und ist ein hohes Gut – das ist unstrittig. Die Corona-Pandemie hat das Bedürfnis nach Gesundheit noch verstärkt und ihre Bedeutung in unser aller Bewusstsein verankert. Das Zukunftsinstitut bezeichnet die Gesundheit daher zu Recht als Fundamentalwert. Und sie wird zunehmend ganzheitlich betrachtet. Nicht ein einzelnes, individuelles Leiden steht im Fokus, es werden auch Faktoren wie der Lebensstil, das soziale Umfeld, die Arbeitsumgebung, individuelle Bedürfnisse oder die Umwelt einbezogen. All das lässt sich eben auch auf die Naturkosmetik übertragen. Denn hier sind u. a. nachhaltig erzeugte Rohstoffe, verträgliche Produkte, umweltfreundliche Verpackungen sowie ethischeund soziale Aspekte gefragt. Die Themen des Megatrends Gesundheit sind nicht nur in der Naturkosmetik präsent, sie stimmen auch mit deren Werteorientierung überein. Branchenexpertin Eckert hat zu Recht die Innovationskraft gesundheitsfördernder Naturkosmetik betont. Sie sieht das Potenzial bei deren Fertigung und Entwicklung. Beides könnte ausgebaut werden, wenn z. B. die in den Kommunikationskanälen gesammelten Daten in Digital-Laboren ausgewertet und analysiert würden.

Fest im Markt verankert

Organic Beauty wird auch weiterhin eine feste Größe im Kosmetikmarkt sein. Die Branchenexpertin Elfriede Dambacher ist sogar überzeugt davon, dass diese Wachstumsmotor bleiben wird. Bio- und Naturkosmetik hat sich über Jahrzehnte vom Nischenmarkt hin zu einem eigenen Marktsegment entwickelt und fest etabliert. Und die bestehende Nachfrage ist zudem als ein weiterer Indikator dafür zu werten, dass die Verbraucher bewusster und bedürfnisorientierter konsumieren.

Von Dr. Anja Rieck