Well-Aging - sich in jedem Alter wohl in seiner Haut fühlen

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Wirkstoffe & Nahrungsergänzung // 26.05.2024

Well-Aging statt Angst vor Hautalterung

Anti-Aging gegen Falten – das war gestern. Well-Aging ist im Trend! Bei diesem Ansatz geht es darum, die Haut frühzeitig zu schützen und ihre Qualität zu erhalten, sodass wir uns in ihr rundum wohlfühlen. Und das ganz unabhängig vom Alter. Mehr von Dr. Meike Streker.

Hautgesundheit wird heute als einer der Hauptfaktoren für das allgemeine Wohlbefinden und die Wahrnehmung der Gesundheit beim Menschen angesehen. Mittlerweile hat man verstanden, dass wir den natürlichen Alterungsprozess unserer Haut nicht verhindern können. Wohlbefinden und (Haut-)Gesundheit stehen heute im Vordergrund. So definiert die WHO gesundes Altern als „… den Prozess der Entwicklung und Erhaltung der Funktionsfähigkeit eines Menschen, die das Wohlbefinden im Alter ermöglicht.“

Well-Aging – bereits in jungen Jahren

Moderne Well-Aging-Strategien setzen daher nicht wie beim Anti-Aging ab einem Alter von 30 plus an, sondern bereits in jungen Jahren. Umweltmedizinische Studien haben gezeigt, dass der Schutz unserer Haut der Schlüssel zu einer guten Hautqualität und somit zu einer langen Hautgesundheit ist Umwelteinflüsse induzieren u. a.

  • oxidativen Stress,
  • reduzieren die hauteigene Barriere-Kapazität und
  • führen zu Entzündungsprozessen in der Haut.

Hinzu kommt ein verändertes Bewusstsein der Kundinnen und Kunden, die sich heute eine gezielte, auf den Hauttyp zugeschnittene Pflegeroutine mit den besten Inhaltsstoffen wünschen. Aus kosmetikwissenschaftlicher Sicht kann Well-Aging in vier Säulen eingeteilt werden: schützen, ausgleichen, stabilisieren sowie aufrechterhalten mit effektiven Wirkstoffen.

Lichtschutz plus Antioxidanzien als Well-Aging-Bausteine

Grundsätzlich stellt ein adäquater Sonnenschutz die erste und wichtigste Maßnahme auf dem Weg zu einer langfristig jung erscheinenden, gesunden Haut dar. Die Auswahl des richtigen Lichtschutzfaktors sollte entsprechend des eigenen Hautphototyps sowie der UV-Belastung (also je nach UV-Index) aufgetragen werden.
UV-Filter bieten jedoch keinen Schutz vor den schädlichen Einflüssen von Infrarot-A (IRA), dem sichtbaren Licht (Bluelight) und vor Feinstaub. Diese drei Faktoren verursachen u. a. massiven oxidativen Stress in unseren Hautzellen und führen zu einer Reduktion von hauteigenen Antioxidantien.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Antioxidanzien wie Vitamin C und E hier einen guten Schutz bieten können. So deuten Daten einer Studie darauf hin, dass ein Lichtschutzfaktor von 30 keinen nennenswerten Schutz für die menschliche Haut bietet. In Kombination mit spezifischen Antioxidanzien kann jedoch ein wirksamer IRA-Photoprotektionsschutz erreicht werden.

Den Kollagenabbau ausbremsen

Schützend wirkt sich zudem Ubichinon-10 aus, in der Kosmetik besser bekannt als Coenzym Q10. Es kommt natürlicherweise in unserem Körper als lebenswichtiger Bestandteil der Mitochondrien vor. Untersuchungen haben gezeigt, dass es die durch UV-Strahlung bedingte Vermehrung der Kollagenase hemmt und so indirekt einem Kollagenabbau entgegenwirkt. Im Alter nimmt das natürliche Vorkommen von Ubichinon in der Epidermis ab, weshalb eine topische Applikation von außen sinnvoll ist.

Auch das pflanzliche Polyphenol Resveratrol zeigt ausgeprägte antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Studien zufolge hemmt es die UVB-induzierte Zunahme der Lipidperoxidation und schützt so die Barrierelipide. Ferner wirkt es der Induktion von Matrix-Metallo-Proteinasen entgegen und schützt so vor vorzeitiger Hautalterung. Antioxidanzien wirken also auf zwei Wegen: Sie schützen und gleichen ein eventuelles Ungleichgewicht von Antioxidanzien und Oxidanzien aus.

Die Hautbarriere stärken

Alle umweltbedingten Noxen (Schäden) führen nicht nur zu oxidativem Stress, sondern beeinträchtigen die hauteigene Barrierekapazität nachhaltig. Daher ist es wichtig, die Barriere der Haut zu stärken und zu stabilisieren. Grundsätzlich spielen die Qualität und Quantität von hauteigenen Fetten wie Ceramiden, Cholesterol und freien Fettsäuren eine zentrale Rolle bei der Beschaffenheit der Hautbarriere, indem sie den Transepidermalen Wasserverlust (TEWL) kontrollieren.
Gemeinsam mit dem „Cornified Envelope“ bilden sie eine nur schwer zu durchdringende protektive Barriere gegen Umwelteinflüsse. Um die Hautbarriere zu unterstützen, müssen die hauteigenen Lipide geschützt und dem Stratum corneum muss ausreichend Feuchtigkeit zugeführt werden.

Die Kraft der Vitamine für die Haut

Das B-Vitamin Niacinamid (Vitamin B3) ist ein echter Allrounder. Es reduziert einen erhöhten TEWL, fördert die Synthese der epidermalen Lipide und ist so ein guter Wirkstoff für eine geschädigte und/oder geschwächte Hautbarriere. Zudem zeigen erste Arbeiten, dass Niacinamid oxidativem Stress, hervorgerufen durch Feinstaub, entgegenwirkt.

Das Provitamin Panthenol (Vitamin B5) hat aufgrund seiner chemischen Eigenschaften die Fähigkeit, leicht ins Stratum corneum zu penetrieren und dort die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Es wirkt barrierestabilisierend und stimuliert die hauteigenen Lipide. Darüber hinaus trägt es zur Zellneubildung bei und fördert so die Regeneration der Haut. Neben pflegenden und beruhigenden Eigenschaften verbesserte das Provitamin in Studien die Hautelastizität.

Auch Squalene sind geeignet, um die Haut zu stabilisieren und zu stärken. Die hautidentischen Fette machen die Haut nicht nur weich und geschmeidig, sondern legen sich wie ein schützender Film auf sie. Squalene wirken leicht okklusiv und reduzieren den TEWL. Ferner spenden sie der Haut Feuchtigkeit und schützen Barrierelipide vor der UV-bedingten Lipidperoxidation.

Fett und Feuchtigkeit spenden

Um unsere Haut lange gesund und schön zu erhalten, müssen Funktionen wie die Lipidsynthese und der Natural Moisturizing Factor (NMF) unterstützt und aufrechterhalten sowie geschädigte Strukturen erneuert werden. Ein wahrer Klassiker zur Rehydrierung der Haut ist heute bereits das Polysaccharid Hyaluronsäure. Der Stoff trägt durch seine intensive Wasserspeicherkapazität nachweislich zur Aufrechterhaltung der Hautphysiologie bei. Auch Alphahydroxysäuren (AHA) können die Wasserspeicherkapazität der Haut verbessern, was sich in einer optimierten Durchfeuchtung des Stratum corneums und einem sichtbar verbesserten Hautturgor zeigt.

Um der Haut Fett zurückzuführen, eignen sich sogenannte Sphingolipide. Die bekanntesten Vertreter sind Ceramide, die das Hautgefühl signifikant verbessern können. Sie stärken die Hautbarriere, reduzieren den TEWL und bilden so die Grundlage für eine gesunde und schöne Haut.

Noch mehr tun gegen Kollagenabbau

Mit zunehmendem Alter reduzieren sich einige Vorgänge in unserem Körper und somit auch in unserer Haut. Bei Frauen wird dies insbesondere in den Wechseljahren spürbar. Nach dem Abfall des Östrogenspiegels verliert die Haut massiv an Kollagen, daher ist es in dieser Zeit wichtig, gezielt den Kollagenstoffwechsel stimulierende Wirkstoffe einzusetzen wie Retinol (Vitamin A) oder Peptide. In Konzentrationen von 0,1 bis 0,3 Prozent können Vitamin-A-Derivate klassische Zeichen der Hautalterung mindern. Neben der Kollageninduktion konnte in wissenschaftlichen Studien auch nachgewiesen werden, dass Vitamin-A-Derivate die Expression von kollagenabbauenden Enzymen wie Kollagenase reduzieren.

Grundsätzlich müssen wir die Hautalterung als einen mehrdimensionalen Prozess mit Veränderungen am Knochen, den Haltebändern, dem subkutanen Fettgewebe sowie der Epidermis und Dermis verstehen. Die Epidermis können wir signifikant mit kosmetischen Formulierungen pflegen und der Hautalterung entgegenwirken. Um diese auch in tieferen Schichten zu verlangsamen, sollte auf eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung geachtet werden.    

Quellen zu allen Studien können bei der Redaktion angefragt werden: k.maier@ki-verlag.de

Dr. Meike Streker

ist Kosmetikwissenschaftlerin mit umfassender Erfahrung im Bereich kosmetischer und klinischer Forschung. Sie ist Dozentin am Fachbereich Kosmetikwissenschaft der Uni Hamburg und als Referentin auf Fachkongressen, Trainerin sowie Fachautorin aktiv.