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Dermatologie & Ästhetik // 30.01.2024

Rosazea – den Ursachen auf der Spur

Noch immer sind nicht alle Ursachen der Rosazea geklärt, doch die Forschung schreitet voran. Es gibt verschiedene Erklärungen zur Entstehung dieser Hauterkrankung. Kosmetikmeisterin Carolin Bense stellt die aktuellen Ansätze vor.

Mangel an wichtigen Peptiden

Um unseren Körper vor schädlichen äußeren Einflüssen zu schützen, haben sich im Laufe der Evolution intelligente Abwehrmechanismen u. a. in der Haut entwickelt. Einer davon ist die Produktion antimikrobieller Peptide, der Cathelicidine. Sie führen eine unspezifische Abwehr an der Hautoberfläche durch. Und damit haben wir bereits eine Ursache der Rosazea: Die Aktivierung und Produktion dieser Peptide ist gestört. Dadurch sind bestimmte Vorläufermoleküle und Cathelicidin-spaltende Enzyme in der Haut präsent – und die Konzentration der Cathelicidine LL-37 und FA-29 ist erhöht. Diese Peptide führen dazu, dass entzündungsfördernde Botenstoffe ausgeschüttet werden, darunter Interleukin-8.

Eine Folge der Evolution

Da Rosazea besonders die hellen Hauttypen betrifft (Fitzpatrick Typ 1 und 2), geht eine aktuelle Hypothese davon aus, dass im Laufe der Evolution eine Anpassung stattgefunden hat. Um diesen Mechanismus zu verstehen, begeben wir uns in den kalten, hohen Norden:

Die Aktivierung des antimikrobiellen Peptids LL-37 steht im Zusammenhang mit der Vitamin D-Produktion. Man geht davon aus, dass Menschen, die früher in den nördlichen (dunkleren!) Breitengraden lebten, zu wenig von diesem überlebenswichtigen Peptid produzierten. Um trotz Lichtmangel eine ausreichende Menge an LL-37 zu produzieren, führten evolutionäre Veränderungen dazu, dass die Produktion des Peptids – und damit die Immunabwehr der Haut – trotz fehlenden UV-Lichtes sichergestellt werden konnte. Und zwar durch dauerhaften Stress des endoplasmatischen Retikulums (ER, Teil der Zelle mit wichtigen Synthese- und Speicheraufgaben).

Störender “Mitbewohner”

Die Demodex-Milbe (Demodex folliculorum), auch als Haarbalg-Milbe bekannt, ist ein natürlicher Bewohner unserer Haut. Sie siedelt sich bevorzugt im Haarfollikel an. Im Gesicht sind die Milben besonders nasal, paranasal und am Kinn, aber auch im Nacken und in der oberen Brustregion nachzuweisen. Die Besiedlung der Follikel mit Demodex-Milben variiert mit dem Lebensalter.

Im Zusammenhang mit Rosazea liegt eine Überbesiedlung durch dieses Insekt vor, was ein Triggerfaktor für die Erkrankung sein und diese verschlimmern kann. Außerdem findet man in der Haut von Rosazea-Patienten eine stärkere Präsenz an bestimmten Rezeptoren, die auf Chitin reagieren, den Hauptbestandteil des Außenskelettes von Insekten und Spinnentieren, zu denen u. a. auch die Demodex-Milbe zählt. Daher sollte diese Milbe als (Mit-)Ursache der Rosazea immer mit in Betracht gezogen werden. Mit einer Therapie, die gezielt auf die Reduzierung der Demodex-Milbe ausgelegt ist, lässt sich eine antientzündliche Wirkung und eine Verbesserung der Rosazea erzielen.

Stress durch schwache Hautbarriere

Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit Rosazea einen erhöhten transepidermalen Wasserverlust (TEWL) aufweisen. Grund ist eine gestörte Barrierefunktion – die Haut ist also schlechter vor äußeren Einflüssen geschützt. Allerdings hängt die eingeschränkte Barrierefunktion nicht mit der Menge an produziertem Sebum zusammen. Vielmehr wurde eine veränderte Zusammensetzung des Talgs festgestellt. Aus diesem Grund ist der Hydrolipidfilm der Haut durchlässiger, was zu einem erhöhten Feuchtigkeitsverlust und einer geringeren Toleranz gegenüber äußeren Reizen führt.

Auffällig rote Äderchen

Das Erscheinungsbild der Rosazea wird direkt mit dem Vorhandensein von Teleangiektasien, also sichtbar erweiterten feinsten Kapillargefäßen, in Verbindung gebracht. Ihr Auftreten hat folgende Ursache: Durch den ER-Stress (siehe oben) sind auch die Wachstumsfaktoren VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) erhöht. Diese Gruppe von Proteinen hat eine wichtige Funktion als Signalmoleküle: Sie sind verantwortlich für die Ausbildung und das Wachstum von Blut- und Lymphgefäßen. Bei Entzündungsprozesse sind sie stärker präsent in der Haut, wodurch es dann zu einer übermäßigen Gefäßbildung kommt.

Hier geht es zum ersten Teil unserer Rosazea-Serie “Fluch der Kelten”.

Von Carolin Bense, Schulungsleiterin Thalgo Cosmetic