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Dermatologie & Ästhetik // 19.03.2024

Haarausfall, Juckreiz & Co. – die Ursachen

Etwa 80 Prozent der Männer müssen im Laufe ihres Lebens mit unterschiedlichen Formen des Haarausfalls rechnen, aber auch Frauen sind betroffen. Nur eine gesunde, ausgeglichene Kopfhaut (engl. Scalp) kann dafür sorgen, dass die Haare dicht und gesund bleiben. Doch was verursacht Haarausfall und Kopfhautprobleme? Das erklären die Dermatologinnen Dr. med. Christine Schrammek-Drusio und Christina Drusio.

Vergleichbar mit Hautproblemen gibt es zahlreiche Kopfhautprobleme. Faktoren wie Alter, Hormon- und Mineralstoffversorgung, Krankheiten, Medikamente, Lebensstil, Ernährung sowie erbliche Faktoren beeinflussen die Gesundheit der Kopfhaut. Neben allen innerlichen Einflüssen unterliegt sie zudem starken äußerlichen Strapazen: häufiges Waschen, heißes Föhnen oder Stylen, der Gebrauch von Styling-Produkten und UV-Exposition.

Haarausfall, der in den Genen steckt

Ein Haarverlust von ca. 80 bis 100 Haaren täglich ist normal, alles darüber hinaus deutet auf ein Problem hin. Die häufigste Formen von Haarausfall sind:

Alopecia androgenetica (AGA) – erblich bedingter Haarausfall mit sichtbarer Lichtung des Haares am Kopf. Bei Männern können erste Anzeichen bereits nach der Pubertät auftreten, meistens jedoch in den 30ern mit einem Maximum in den 40er Jahren. Bei Frauen kann die AGA zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr beginnen. Der Haarfollikel reagiert im Allgemeinen sehr empfindlich gegenüber dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron (Dihydrotestosteron). Bei der AGA des Mannes liegt zudem eine kürzere Haarwachstumsphase zugrunde. Bei der Frau mit AGA kann zusätzlich eine vermehrte Androgenproduktion (Androgene = männl. Geschlechtshormone) vorliegen, weswegen eine Abklärung beim Hormonspezialisten sinnvoll sein kann. Folgende Symptome treten bei AGA auf:

  • Bei Männern zeigen sich Geheimratsecken, das Zurücktreten der Stirn-Haargrenze oder auch Glatzenbildung.
  • Bei Frauen zeigt sich ein lichter werdender Scheitel bzw. ein diffuses Ausdünnen am Oberkopf.
  • Bei beiden Geschlechtern ist der Haarausfall häufig von einer Seborrhoe begleitet.

Haarverlust an mehreren Stellen

Diffuser Haarausfall (telogenes Effluvium) – ein über die Norm gesteigerter Haarausfall über den gesamten Kopf diffus verteilt, jedoch ohne kompletten Haarverlust (Alopezie). Hier ist der normale Haar-Wachstums-Rhythmus verändert. Das Haar wird insgesamt sehr viel dünner (schütter) und die Kopfhaut ist sichtbar. Als Ursache können hormonelle Veränderungen vorliegen (Absetzen der Pille, Entbindung), aber auch u. a. Mangelernährung, Stress, Krankheiten (Schilddrüsenfehlfunktion). Parallel zur Haarbehandlung muss daher auch die Ursache abgeklärt und behoben werden.

Hinterkopf einer Frau mit kreisrundem Haarausfall, die mit einem Finger auf die kahle Stelle zeigt
Kreisrunder Haarausfall tritt meist spontan auf
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Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) – lokal begrenzter Haarausfall an Kopfhaut, Augenbrauen, im Bartbereich oder am ganzen Körper, wobei meistens die Kopfhaut betroffen ist. Die Haare fallen plötzlich aus, was zu kreisrunden, haarlosen Stellen führt. Sie treten spontan auf, und zwar in jedem Alter – am häufigsten in den 20ern und 30ern der Betroffenen. Die Ursache ist ungeklärt, vermutet werden autoimmunologische (das eigene Immunsystem betreffende) Faktoren sowie genetische Komponenten. Das körpereigene Immunsystem greift fälschlicherweise die Haarfollikel an, was zu Entzündungen und Haarausfall führt. Der Verlauf ist schwer vorhersehbar, kreisrunder Haarausfall kann jedoch auch ohne Therapie wieder zum Stillstand kommen.

Alternde Haare so verändern sie sich

Alterndes und damit oft sprödes Haar sowie empfindliche, juckende Kopfhaut sind weitere häufige Probleme dar. Kopfhaut und Haare unterliegen ebenfalls oxidativem Stress und dem natürlichen Alterungsprozess:

  • Das Haar ergraut nicht nur, sondern wird mit der Zeit trockener und spröde, weil die Regenerationsmechanismen nachlassen.
  • Die Kopfhaut kann ebenfalls trockener oder empfindsamer werden. Es kann zur Schuppenbildung (trockene oder fettige Schuppung) kommen, häufig begleitet von Juckreiz.

Um vor allem das Hauptproblem Haarausfall, aber auch die genannten weiteren Kopfhautprobleme, behandeln zu können und besser zu verstehen, ist es erforderlich, den Aufbau des Haares und dessen Wachstumszyklus zu kennen. Generell gilt: Bei allen Behandlungen von Kopfhaut und Haaren sollte man Geduld mitbringen!

  • Die Wachstumsphase (Anagenphase) dauert 2-6 Jahre.
  • Die folgende Übergangsphase (Katagenphase) ist mit 2-3 Wochen recht kurz.
  • Die anschließende Ausfallphase (Telogenphase) dauert dann ca. 6-14 Wochen.

Lesen Sie hier alles über Scalp Care, die gezielte Kopfhautpflege

Von Dr. med. Christine Schrammek-Drusio, Christina Drusio