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Aktuelles // 16.03.2023

Künstliche Intelligenz: Analoge Schönheit durch digitale Tools

Die Beauty-Branche ist schnelllebig. Und dabei innovationsfreudiger als viele andere. Denn während zahlreiche Branchen hinsichtlich des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) noch unsicher sind oder sich der Möglichkeiten von KI nicht bewusst sind, ist KI in der Beauty-Branche längst angekommen. Weltweit arbeiten Kosmetikkonzerne mittels KI an einer Schönheitspflege, die individuell und zugleich einfach zu handhaben ist.

Schöne neue Beauty-Welt. Nicht erst seit gestern spielt Technologie eine große Rolle bei pflegender und dekorativer Kosmetik. Zugegeben: Noch sind es vorwiegend die großen Konzerne, die primär Endverbraucherkosmetik herstellen und vertreiben, die diese Entwicklung vorantreiben. Doch wer sagt, dass sich nicht auch die Profi-Kosmetik früher oder später an diesen Trends orientieren wird? Prof. Dr. Meike
Terstiege, Autorin von „KI in Marketing & Sales – Erfolgsmodelle aus Forschung und Praxis“ weiß dazu mehr. Hier ein Auszug aus ihrem Fachbuch.

Vielversprechende Tools
Die Beauty-Branche ist schnelllebig. Und dabei innovationsfreudiger als viele andere. Denn während zahlreiche Branchen hinsichtlich des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) noch unsicher sind oder sich der Möglichkeiten von KI nicht bewusst sind, ist KI in der Beauty-Branche längst angekommen. Weltweit arbeiten Kosmetikkonzerne mittels KI an einer Schönheitspflege, die individuell und zugleich einfach zu handhaben ist. „Digitale“ Beauty-Tools sind vielversprechend. Sie umfassen bislang bereits eine große Bandbreite bspw. mittels Computerprogrammen optisch geglätteter Hautunreinheiten oder Falten, Selfies mit unterschiedlichen Looks, Haar- oder Make-Up-Farben dank Apps. Die öglichkeiten von KI-Beauty-Tools gehen weiter, längst zeigen uns Apps oder Scanner an, worauf bei Schönheitspflege zu achten ist. So zeigt z. B. der „HiMirror“ als Smart-Mirror-Schminkspiegel, was für einen besseren Teint zu tun ist. Mittels Kamera scannt dieser KI-Spiegel die Haut und gibt Pflegetipps. Nutzerinnen erfahren so bspw. ob die Haut mehr Fett oder Feuchtigkeit benötigt, ob sie empfindlich ist und was der Haut gut- tut. Die Historie dieser Messdaten ist für Userinnen mittels Touchscreen abrufbar und dokumentiert die Pflegeresultate, sodass sich stets feststellen lässt, ob man seiner Haut zu wenig oder zu viel gegeben hat. Hautpflege wird so von jedem überprüfbar und optimierbar. Ähnlich funktionieren Apps, die die Bedürfnisse der Haut analysieren.

Große Marktpotenziale
Nutzerinnen kommen dank KI-basierter Tools in den Genuss individueller Tipps, die Optimierung des Hautbilds wird so einfacher. Chats, die Nutzerinnen auf Websites von Kosmetikkonzernen führen, liefern marktrelevante Daten wie Informationen, die Nutzerinnen über z. B. Online-Hauttests geben. Daraus resultieren wertvolle Daten, die für Kosmetikkonzerne von Bedeutung sind – diese leiten daraus Marktpotenziale ab, die Verbraucherbedürfnisse befriedigen. So entwickelte Meitu die Schall-Hautreinigungsbürste „Meitu-Spa“ aufgrund der Nutzererfahrungen. 

Individuelle Angebote schaffen
Die Basis für dieses Beauty-Tool bildeten Erhebungen zu Hautproblemen, die bei Nutzerinnen durch Fehler bei der Hautreinigung entstanden waren. Wenn Nutzerinnen berichteten, dass sich bspw. aufgrund zu vieler Reinigungsschritte ein gereiztes Hautbild entwickelte, nutzte das Tool diese Informationen. Mittels dieser Daten identifiziert die „Meitu Spa“-App den aktuellen Hautzustand und wählt die individuelle Intensität, mit der die Silikonhärchen der Hautreinigungsbürste adäquat reinigt. Individualisierung spielt als Megatrend bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen eine zunehmend tragende Rolle. Der Wunsch nach Einzigartigkeit bewegt immer mehr Verbraucherinnen, insbesondere, wenn es um die eigene Schönheit geht. Wenn diese individualisierten Beauty-Angebote dann auch noch einfach zu verstehen und zu handhaben sind, umso besser. Ein Beispiel für einfach handhabbare und persönliche Individualisierung liefern Chatbots: So nutzt bspw. ein großer Kosmetikkonzern diese Art der selbstlernenden und interaktiven Programme, um via Textnachricht mit Kundinnen zu kommunizieren und diese zu beraten. KI-Angebote werden nicht nur im World Wide Web zunehmen, auch die analoge Welt und Berater:innen bzw. Verkäufer:innen werden durch entsprechende KI-Tools unterstützt. Wenn es um (dekorative) Kosmetik und KI geht, ist ein weiterer Kosmetikkonzern mit stationärem Handel zu nennen: So brauchen sich Kundinnen bei der Auswahl von Make-ups etc. nicht mit Farbabstufungen zu beschäftigen, müssen diese nicht mehr auf die Haut auftragen, um den idealen Farbton zu finden. 

Dem Anspruch genügen 
Mit einem KI-Tool scannen die Mitarbeiterinnen den Teint und bestimmen den Hautton. Mittels eines Algorithmus werden die Kundendaten hinsichtlich des Hauttons mit dem Farbspektrum aller im Sortiment erhältlichen Marken abgeglichen. So erhalten Kund:innen einen eigenen „Color IQ“. Dieser individuelle Code ermöglicht den Zugriff auf speziell passende Produkte sowohl in der Filiale als auch im Online-Shop. Ähnlich verfährt ein bekannter französischer Kosmetikriese. Die Grundierung „Le Teint Particulier Custom Made Makeup“ verspricht eine auf den Hautton und -typ abgestimmte Foundation. In ausgewählten Parfümerien und in Luxuskaufhäusern wie dem Berliner KaDeWe wird an speziellen Countern im Rahmen dieses Verfahrens die Haut der Kundschaft gescannt. Mittels eines Hightech-Apparats wird ein Flacon individualisierte Grundierung gemischt und mit einem eigenen Namenlabel versehen. Dieser hochindividualisierte Service ist im Gegensatz zu vorrätigen Grundierungen teurer als herkömmliche Make-ups dieser Marke. Die Zielgruppe dieser KI-Kosmetik wächst. Die Zielgruppe, die sich mehr als einmal für die falschen Beauty-Produkte entschieden hat, nimmt zu und ist anspruchsvoller. KI-basierte Beauty-Tools kommen diesen Kundinnen mehr als entgegen.

Quelle: Terstiege, M. (2020): KI in Marketing und Sales – Erfolgsmodelle aus Forschung und Praxis; Springer Gabler Verlag.

Von Prof. Dr. Meike Terstiege