Foto: Stephen Petrat

Aktuelles // 18.03.2023

Mit fachlichem Anspruch

Bekanntes Format, andere Ausrichtung: Vom 23. bis 25. März 2023 findet für Katrin Hiersche im Schwarzwald Panorama Hotel Bad Herrenalb eine Premiere statt. Erstmals veranstaltet sie das NaturKosmetikCamp, das KOSMETIK international als Medienpartner begleitet. Im Gespräch erzählt sie uns von ihrer Motivation, den Herausforderungen, Schwerpunkten, Ansprüchen und Wünschen.

Frau Hiersche, nur noch wenige Tage, dann startet in Bad Herrenalb das 8. NaturKosmetikCamp erstmals unter Ihrer Leitung. Was war Ihre Motivation, sich als Veranstalterin für dieses etablierte Branchentreffen zu betätigen?

Ich bin langjährige Teilnehmerin des früheren NaturKosmetikCamps gewesen. Dieses war für mich stets eine Veranstaltung, die im Verlauf des Jahres gesetzt war – genau wie der Naturkosmetik Branchenkongress von Elfriede Dambacher in Berlin. Als Wolfgang Falkner letztes Jahr im Januar signalisierte, dass er es nicht mehr veranstalten wird, hat es bei mir „Klick“ gemacht und mir war klar, dass ich das Format übernehmen möchte – allerdings mit der Intention, dieses weiterzuentwickeln. Mein Anspruch ist es, die Lücke zwischen dem Naturkosmetik Branchenkongress, der ja nicht mehr stattfindet, und dem früheren NaturKosmetikCamp zu schließen. Ich möchte eine Art Hybrid aus den beiden Veranstaltungen bilden, um eine Möglichkeit zu schaffen, sich über Naturkosmetik austauschen zu können. Denn Vergleichbares gibt es gegenwärtig nicht.

Warum ist für Sie ein solches Meeting so wichtig?

Als vor mehr als 30 Jahren die ersten Pioniere anfingen, war Naturkosmetik noch eine sehr communitygetriebene Sache. Man kannte sich untereinander, hat sich gegenseitig geholfen und beraten. Die Akteure bildeten damals eine Art Bubble, die in sich abgeschlossen war. Das gibt es heute so nicht mehr. Durch die Veränderungen in der Gesellschaft ist Naturkosmetik jetzt auch in deren Mitte angekommen. Aber die Akteure der Branche, die Hersteller, die Brands und die Wissenschaftler haben nach dem Ende des Naturkosmetik Branchenkongress nun kein Forum mehr. Ich finde es daher sehr wichtig, in regelmäßigen Abständen eine solche Plattform bieten zu können. Hier kann man zusammenkommen, sich auf Augenhöhe begegnen, sich austauschen und die Themen Wettbewerb und Konkurrenz ausblenden.  All das geschieht in einer schönen, angenehmen Atmosphäre. Ein lockerer Austausch, der Relevanz hat, erscheint mir dabei wichtiger als z.B. die Gründung eines Verbandes. Und im besten Fall kommen wir „Camper“ dann zu einem gemeinsamen Punkt, an dem wir sagen können: Lasst uns hier weiterarbeiten!

Im Februar waren Sie auf der Vivaness in Nürnberg mit einem eigenen Messestand vertreten. Wie war da die Resonanz?

Ich muss es so sagen: Mega! Das hätte ich überhaupt nicht erwartet und ich muss mich auch bei der Messe Nürnberg, Frau Danila Brunner und Team bedanken. Bei den Organisatoren hatte ich zunächst angefragt, ob ich irgendwo einen kleinen Tisch mit einem Roll-up aufstellen kann, um für das NaturKosmetikCamp Werbung zu machen. Auf der Vivaness wurde mir dann jedoch diese Fläche zu Verfügung gestellt, die natürlich mit Leben gefüllt werden musste. Für mich war es eine tolle Möglichkeit, an meinem Stand ganz viele Menschen wiederzutreffen, die ich über die Corona-Zeit nicht gesehen habe. Ich konnte mein Konzept vorstellen und erklären, dafür werben und viele Fragen beantworten. Diese Resonanz war ausnahmslos positiv und hat mich sehr motiviert.

Worin besteht für Sie die Herausforderung, dieses branchenbezogene BarCamp zu realisieren?

Ich habe tatsächlich beschlossen, dass ich das jetzt einfach mache. Aber ich habe es nicht wirklich abschätzen können, was auf mich zukommt – obwohl ich meinen „Rucksack“ an Erfahrungen mit mir trage und bereits Messen und Events organisiert habe. Das NaturKosmetikCamp muss weiterbestehen und wir alle lernen dann einfach auf dem Weg. Ich bin mir aber auch bewusst, dass die Weiterentwicklung der Veranstaltung nicht alle abholen wird. Manche wollen die von mir angestrebte fachliche Erweiterung nicht mittragen und lieber das Camp in seiner alten Form behalten. Das ist dann eben so.

Was bleibt vom alten Format und was kommt neu?

Was bleibt, ist, dass wir uns ganz zwanglos in einer angenehmen Umgebung treffen – mit schönen Räumlichkeiten und einem netten Team im Tagungshotel. Wir lassen es uns gutgehen und haben die Möglichkeit, miteinander zu sprechen – z. B. in den Pausen und an den beiden Abenden. Das Netzwerken, der Austausch und die vielen Gespräche werden bleiben, genau wie die Sessions. Was jedoch neu ist, sind die Impulsvorträge. Durch sie möchte ich den fachlichen Anspruch des neuen NaturKosmetikCamps unterstreichen. Kurzum: Die Atmosphäre des Netzwerkens bleibt erhalten, wir unterfüttern das Ganze jedoch mit fachlich orientierten Workshops, Keynotes unterschiedlichster Art und auch einer Podiumsdiskussion, die es bisher beim NaturKosmetikCamp in dieser Form nicht gab.

Gibt es für Sie auch einen Aspekt, der sich als eine Art Schwerpunkt Ihrer Veranstaltung abzeichnet?

Mir geht es um die Stimme der Naturkosmetik – und zwar in allen Facetten, die wir haben. Dafür muss man sich mit Zahlen, Daten und Fakten, aber auch mit dem großen Thema Verpackung auseinandersetzen, selbst wenn es noch so komplex ist. Doch es betrifft uns alle und deshalb finde ich es so wichtig, dieses aufzugreifen. Und dann gibt es als eine Art Gegenpol die emotionalen Themen wie Female Empowerment. Wir werden Frauen in Führungspositionen in der Naturkosmetik aus ganz unterschiedlichen Perspektiven kennenlernen und erfahren, was sie jeweils antreibt, was sie Positives erleben, wie sie mit Problemen und Widrigkeiten umgehen. Und das Ganze geschieht eben auf internationaler Ebene, z. B. mit einer Unternehmerin aus Lettland. Hier haben Frauen eine ganz andere Stellung in der Gesellschaft, das Land ist viel liberaler und vieles fällt dort leichter. Aber auch da ist es für mich spannend zu erfahren, wo diese Frauen dann doch an ihre Grenzen stoßen und wo es Gemeinsamkeiten gibt. Relevant ist für mich aber auch das Thema „Positionierung“. Da ist für die Naturkosmetik vieles anders geworden. Es reicht nicht, wenn man einfach nur sagt, dass man tolle Naturkosmetik-Produkte mit tollen Rezepturen herstellt. Da ist Storytelling wichtig, die eigene Marke muss „gelebt“ und erzählt werden. Man kann zwar vieles am Reißbrett entwerfen, aber Brands müssen einen emotionalen, einen menschlichen Faktor haben. Funktionalität allein funktioniert hier nicht.

In den Sessions werden Themen intensiv aufgearbeitet, die zuvor aus der Community vorgeschlagen wurden. Können Sie uns hinsichtlich der bereits eingereichten Themen schon verraten, ob sich da womöglich ein Trend, ein besonderes Interesse oder eine große Vielfalt abzeichnet ?

Letzteres ist der Fall. Die Vielfalt ist groß, weil die Themenvorschläge aus ganz unterschiedlichen Ecken kommen. So hat z. B. eine zertifizierte Waldbaden-Trainerin einen Vorschlag eingereicht, genau wie die Gründerin einer Marke, die sich mit dem Thema „Zertifizierung, ja oder nein?“ beschäftigt.

Zur Agenda gehören auch Impulsvorträge und Keynotes. Was war Ihnen bei der Auswahl der Referenten wichtig?

Die fachliche Ausrichtung und die Kompetenz. Für Zahlen, Daten und Fakten konnte ich eine Expertin wie Mirja Eckert gewinnen. Da gibt es derzeit auch niemanden, der das derart kompetent aufarbeiten und darlegen kann. Diesbezüglich gab es für mich keine Alternative.  Ich wurde z. B.  aber auch über Linkedin angeschrieben oder einfach angerufen. Und der Kontakt zu der Verpackungsexpertin Carolina Schweig kam u. a. durch Elfriede Dambacher zustande.

Im Branchensegment der Naturkosmetik gibt es unterschiedliche Vertriebskanäle. War es schwierig für Sie, diese bei Ihrer Planung alle zu berücksichtigen?

Das nicht, aber diese zu erreichen und zur Teilnahme zu motivieren ist dieses Mal noch sehr schwierig gewesen. Da ist definitiv noch Luft nach oben. Vor Jahren waren sie ja auf dem NaturKosmetikCamp durchaus vertreten – und dann nicht mehr oder stark reduziert. Insofern ist es eine Herausforderung, sie für das neue Format zu begeistern und wiederzugewinnen. Genau dafür ist übrigens auch die fachliche Ausrichtung relevant.

Richten wir den Blick auf unsere Zielgruppe: Welchen Erkenntnisgewinn kann das NaturKosmetikCamp z. B. Kosmetikerinnen bringen?

Ich selbst bin ausgebildete Kosmetikerin und früher gab es eben nicht viel an Naturkosmetik, die auch kabinentauglich war. Meiner Überzeugung nach braucht die Kosmetikerin heutzutage Wirkkosmetik, mit der man nachgewiesene Effekte erzielen kann. Aber sie muss sich genauso auf das Klientel der Naturkosmetik-Verwender einstellen können. Hierfür benötigt sie entsprechendes Fachwissen, sie muss wissen, was mit Naturkosmetik möglich ist und was nicht. Sie muss diese Bereiche vergleichen können, um im eigenen Institut ein stimmiges Konzept anbieten zu können. Ich sage immer, man kann das eine tun ohne das andere zu lassen. Die Kosmetikerin kann einen Kunden, der klassische Luxuskosmetik bevorzugt, bedienen und hat zugleich für die Kundin, die eine natürliche Hautpflege wünscht, ein entsprechendes Angebot. Zudem denke ich, dass es für Kosmetikerinnen sicher interessant ist, wenn sie mal hinter die Kulisse einer anderen Marke blicken und diese beim NaturKosmetikCamp entdecken können.

Was wünschen Sie sich persönlich für das NaturKosmetikCamp 2023?

Das wir eine schöne Veranstaltung erleben, dass alles so klappt und funktioniert, wie wir es geplant haben. Ich würde mich freuen, wenn die Teilnehmer und Partner begeistert rausgehen und sagen: Okay, wann findet das nächste NaturKosmetikCamp statt? Wir sind wieder dabei!

Weitere Informationen unter www.naturkosmetikcamp.com

Von Dr. Anja Rieck