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Aktuelles // 17.04.2023

Kosmetikstudios: Podiumsdiskussion bestätigt Paradigmenwechsel

Expertenrunde debattiert anlässlich der BEAUTY über die wesentlichen Herausforderungen und den notwendigen Strukturwandel in der Kosmetik-Branche.

Anlässlich der BEAUTY in Düsseldorf haben Expertinnen und Experten über die Branchensituation und deren Auswirkungen diskutiert. Einhellige Meinung: Die Dienstleistungskosmetik in Deutschland steht vor einem entscheidenden Paradigmenwechsel. Diese Erkenntnis untermauert auch die Ergebnisse der Studie zum Thema Kabinenkosmetik in Deutschland, die der VCP in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Bonsai 2022 durchgeführt hat. Ziel der Untersuchung war es, die aktuellen Erfahrungswerte der Branche zu erfassen und sie den Wünschen und Erwartungen der Kund/-innen gegenüber zu stellen. Befragt wurden 1.300 Konsument/-innen sowie 1.800 Kosmetiker/-innen.

Ist das Berufsbild der Kosmetiker/-in attraktiv genug? Wie steht es in Zukunft um das Thema Selbständigkeit? Welches Angebot ist marktgerecht? Erfährt die hohe kosmetische Beratungskompetenz genug Wertschätzung? Quo Vadis Dienstleistungskosmetik? Gerade die Themenfelder Apparative Kosmetik, Digitalisierung und Wahrnehmung der Institute führten zu einem aktiven Diskurs in der Expertenrunde. Das hochkarätige Panel setzte sich zusammen aus Dr. Helmut Drees, 1. Vorsitzender VCP e.V. und Mitglied der Geschäftsleitung Dr. Babor GmbH, Christina Drusio, Dermatologin und Schulleitung Kosmetikfachschule Dr. med. Schrammek, Antje Meyer, Medical Beauty Profi und Beauty Business Expertin, Michael Gebhardt Prachtburschen, G&W skincare GmbH sowie Pierina Zocco, Inhaberin La Bellezza – Körper- & Kosmetik-Institut.

Der VCP und seine Mitglieder – am Puls der Zeit
Der Wunsch nach professionellen und neuartigen Kosmetikdienstleistungen im Markt wächst weiter. Insbesondere die jüngeren Kosmetikerinnen und zukunftsorientierten Studios stellen sich den großen Herausforderungen mit hohem Engagement. Sie leben ihren Traumberuf mit Power und sie wissen, dass dazu lebenslanges Lernen und die Auseinandersetzung mit immer neuen Trends gehören. Die Zukunftsaussichten der Branche sind daher gut, aber die in der Studie festgestellten grundlegenden Aufgabenfelder wurden im Panel eindeutig bestätigt.

Instituts-Portfolio als Chance – Kundenansprüche verändern sich
Das Anspruchsprofil für Kosmetikdienstleistungen hat sich in den vergangenen Jahr drastisch verändert. Ein Angebot an hochmodernen, apparativen Anwendungen wird selbstverständlich vorausgesetzt. Die bietet jedoch aktuell nur jedes zweite Studio an. Hier muss schnell etwas in der Angebotspalette passieren. Nur mit medizinnahen Angeboten lassen sich die High-Performance-Erwartungen gerade der jungen Kund/-innen erfüllen. Dafür gibt es dann auch ein angemessen Bereitschaft, einen höheren Preis zu zahlen. Dabei ist die Umsetzung der aufwändigen und teuren NiSV-Fachkundenachweise für die Nutzung bestimmter Geräte aktuell ein bedeutendes Thema, insbesondere für die vielen kleinen Institute. Klassische Gesichtsbehandlungen werden auf Sicht weiterhin wichtiger Bestandteil des Angebots bleiben. Aber hier besteht ein vermeintlicher Wertigkeits-Gap. Es ist essentiell für die Wertschöpfung, dass auch die manuelle, klassische Behandlungen ihren Preis wert sein darf.

Drastische Überalterung bei Kosmetikerinnen
Das Dilemma: Die Altersstruktur korreliert mit dem Angebot des Institutes. Mehr als die Hälfte der Kosmetikerinnen ist älter als 50 Jahre und bietet meist nur die herkömmlichen, klassischen Dienstleistungen an. Und dieses Angebot geht eindeutig an den Marktanforderungen vorbei. Nur vier Prozent der Kosmetikerinnen sind unter 30 Jahre alt. Wie ist es also um das aktuelle Ausbildungssystem bestellt? Was muss verändert werden, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden? Hier zeigt der Branchenverband klare Perspektiven auf: „ Ja, wir wissen um die sehr unterschiedlichen Ausbildungsstandards in der Branche“, erläutert VCP-Präsident Dr. Helmut Drees die Ausbildungssituation. „Daran arbeiten wir unter Hochdruck.“ Dazu gehöre neben einer Vereinheitlichung der Qualitätsmassstäbe auch, das Berufsbild Kosmetiker/-in im Hinblick auf die hohe Kompetenz und ein exzellentes Niveau stärker nach außen zu tragen.

Digitalisierung als Wachstumstreiber
Für die (jüngeren) Zielgruppen sind die sozialen Medien unabdingbarer Bestandteil des Alltags und der Convenience. Die Kosmetikerin ist die Expertin in Sachen Haut und Beauty. Auf ihre Expertise ist Verlass. Sie geniesst das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Kund/-innen. Warum also diesen „coolen“ Teil des Jobs denen überlassen, die einfach nur digital besser aufgestellt sind. Hier liegt ungeheures Potenzial brach: „Über 70 Prozent der potenziellen Neukunden informieren sich bei Beauty Influencern und in Foren“, erklärt Dr. Drees. Schließlich könne auch die Kosmetiker/-in in Ihrer Zielgruppe eine Beautyinfluencer-Rolle einnehmen. Und das doch um so vieles glaubwürdiger durch ihre Institutsexpertise.

Das Institut als Einkaufsstätte – Empfehlungsmarketing als Chance
Die Aufgaben im Studio und vor allem der Inhaber/in sind vielfältig. Das ist klassisches Unternehmertum mit all den dazugehörigen Facetten. Dennoch sieht sie ihre Aufgabe vornehmlich in der Dienstleistung für Treatments und nicht im Verkauf. Dabei wäre gerade die Behandlung hier die beste Grundlage für eine Produktempfehlung. Das Thema Produktkauf im Kosmetikstudio bleibt eine große Herausforderung.

Ausblick
Kosmetikinstitute haben auch in Zukunft ihre Existenzberechtigung. Aber: das Angebot muss passen, sprich zeitgemässe, medizinnahe Dienstleistungen gehören zum Portfolio, ein marktgerechter Digitalisierungsstandard wird zur Selbstverständlichkeit. „Dann wird es auch gelingen, die Dienstleistungskosmetik in eine neue, zukunftsorientierte Ära zu überführen, “ erläutert Dr. Drees. Dazu gehört auch eine thematisch breite Ausbildung. „Hier setzen wir in Zukunft noch höhere Standards“, ergänzt der Verbandschef. „Chancen bietet gerade die weitere Spezialisierung/ Individualisierung.“

www.vcp.eu