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Fußpflege & Podologie // 18.12.2017

Geplagte Lastenträger

Nicht immer haben Ihre Kunden Spaß daran, ihre Fußsohlen entspannt zu präsentieren. Bei einer Keratolysis sulcata setzen Bakterien der Haut zu.

Plantar zeigen sich an der Hornhaut punktförmige, kleine Löcher? Und Ihr Patient trägt häufig Schuhe, in denen seine Füße schwitzen. Oder er leidet generell an einer Hyperhidrose? Dann liegt der Verdacht auf eine Keratolysis sulcata nahe. Diese bakteriell bedingte Hautveränderung kann schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Die Keratolysis sulcata, auch als Keratoma plantare sulcatum bezeichnet, zeigt sich vor allem an den mechanisch belasteten Arealen der Fußsohle, also den Zehenbeeren, den Großzehenballen und den Fersen. Aber auch der äußere Fußsohlenanteil kann betroffen sein. Zusätzlich kommt es zu unangenehmem Fußgeruch, manchmal zu Juckreiz sowie zu stechenden oder brennenden Schmerzen bei Belastung.

Bei intensiver Beanspruchung

Neben einer Hyperhidrose, okkludierendem (luftabschließendem) Schuhwerk und damit schwitzenden Füßen fördern auch Druckbelastungen den Hornhautdefekt. Deshalb findet sich die Erkrankung vor allem bei Menschen, die Arbeitsschuhe tragen oder intensiv Sport treiben. Mit einem Verhältnis von acht zu eins sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen. Herrscht im Schuhwerk ein feucht-warmes Klima, hat das mehrere Folgen:                

  • Die Hornhaut, die oberste Schicht der Epidermis, quillt auf (mazeriert).               
  • Die Keime, die als natürliche Flora die Haut besiedeln, vermehren sich stärker als normal.

So nimmt auch das Wachstum von Corynebakterien zu. Diese nicht sporenbildenden Stäbchenbakterien, die vor allem die Fußhaut von Menschen mit Schweißfüßen besiedeln, gelten als Hauptverursacher der Keratolysis sulcata. Darüber hinaus können Dermatophilus congolensis und Micrococcus sedentarius die Erkrankung hervorrufen.

In die Tiefe vorarbeiten

Durch die Mazeration der Hornhaut haben die Bakterien quasi ein leichtes Spiel. Mit ihren Enzymen können sie die Epidermis nun abbauen – verdauen. In der Folge entstehen die typischen punkt- und kraterförmigen Löcher von ein bis drei Millimetern Größe und einer Tiefe von einem bis sieben Millimetern, die wie ausgestanzt wirken. Im weiteren Verlauf können sich die Läsionen zu flächigen Hautdefekten ausweiten. Unangenehme Begleiterscheinung des Verdauungsprozesses der Hornhaut – man spricht von Keratolyse – ist zudem ein starker, sehr unangenehmer, fötider (fauliger) Fußgeruch, der durch Schwefelhaltige Produkte hervorgerufen wird. Kommt es zu Juckreiz, führen Kratzattacken meist zu einer weiteren Schädigung der Fußhaut, die dadurch noch anfälliger für zusätzliche Infektionen wird, z. B. auch Mykosen (Pilzbefall).

Sorgfältige Diagnose

Zwar sind die punktförmigen Defekte der Hornschicht charakteris­tisch für eine Keratolysis sulcata, dennoch muss stets auch an eine andere Ursache gedacht werden. So kann eine Tinea pedis plantaris, also eine Fußpilzinfektion der Fußsohle, dahinterstecken. Auch eine Infektion mit Stecknadelkopf gro­ßen, beetartig auftretenden Mosaikwarzen, die ausschließlich an den Zehenunterseiten und am Ballen auftreten, verursacht ähnlich aussehende Veränderungen. Eine Untersuchung durch den Dermatologen schafft hier Klarheit.
Wie kann man dann behandeln? Grundsätzlich ist es wichtig, feuchte Füße zu vermeiden, damit sich die Bakterien nicht vermehren und die Hornhaut angreifen können. Das bedeutet für Ihre Kunden:                
Auf enges und okkludierendes Schuhwerk ist zu verzichten. Wenn es geht, sollten offene Schuhe bevorzugt werden. Wenn das aus beruflichen Gründen nicht möglich ist, sollten die Schuhe zumindest einmal täglich gewechselt werden. Generell gilt, dass die Schuhe gut austrocknen müssen.

Alles trockenlegen                

  • Nur Strümpfe aus natürlichen Materialien wie Wolle oder Bambus tragen und diese bei 60 Grad waschen, um Bakterien abzutöten. Empfehlenswert sind zudem Zehenstrümpfe – zum Trockenhalten der Zehenzwischenräume – sowie Socken mit antimikrobiell wirkenden Kupfer- oder Silberfasern.            
  • Ebenfalls gegen Keime wirken Zedern-Einlegesohlen.               
  • Die richtige Pflege der Fußhaut ist ebenfalls wichtig. Das heißt, regelmäßig die Füße (besonders plantar) mit einem Desinfektionsspray zu behandeln. Darüber hinaus empfiehlt sich die Anwendung eines antimykotisch wirkenden Produktes zur Pilzprophylaxe.

Zudem kann die Behandlung mit einer Leitungswasser-Iontophorese eine Hyperhidrose lindern. Bei diesen Bädern wird mittels einer Elekt­rode schwacher Gleichstrom durch das Wasser geleitet; dabei findet ein Ionentransport über die Haut statt (ionto = Ion, phorese = Transport). Auf diese Weise soll die Reizschwelle der Schweißdrüsen erhöht und deren Aktivität reduziert werden. Eine Behandlung dauert 15 bis 20 Minuten und muss zunächst drei- bis fünfmal wöchentlich über fünf bis sechs Wochen erfolgen. Danach reichen ein bis zwei Anwendungen pro Woche aus, um den Therapieerfolg weiter zu sichern.
Neben der Beseitigung der Hyperhidrose erfolgt auch eine medikamentöse Therapie: Topische, also lokal wirkende Antibiotika kommen über etwa 14 Tage zum Einsatz, z. B. Clindamycin oder Fusidinsäure. Des Weiteren kann die Fußhaut mit Antiseptika behandelt werden sowie mit Urea- oder Salizylsäure-haltigen Präparaten. Bei der Behandlung benötigen die Patienten allerdings Geduld. Denn in der Regel dauert es mehrere Monate, bis die Hornhautdefekte beseitigt sind.

Schwerwiegendere Folgen

Durch die mazerierte und defekte Hornhaut besteht die Gefahr einer weiteren Infektion. So findet sich bei den Patienten z. B. häufig eine Interdigitalmykose und/oder eine Mykose in den Zehenfalten. Diese können „Türöffner“ für Krankheitserreger wie Staphylokokken, Streptokokken oder gram-negative Bakterien sein und damit zu einer Fußphlegmone (eine eitrige, sich diffus ausbreitende Infektionserkrankung) oder einer gefährliche Wundrose (Erysipel) führen. So haben Patienten mit einer Fußmykose Studien zufolge ein 2,4-fach erhöhtes Risiko, an einem Erysipel zu erkranken. Bei einer Interdigitalmykose ist das Risiko sogar 2,8-fach erhöht.
Die akute, zunächst lokal scharf begrenzte Entzündung der Dermis mit flammenförmigen Ausläufern breitet sich über die Lymphbahnen der Haut aus. Typisch sind eine stark gerötete Schwellung und Überwärmung des Gewebes sowie Druckschmerz. Erfolgt keine rechtzeitige Behandlung, kann sich das Erysipel bis hin zu einer Nekrose ausweiten. Das ist das Absterben des Gewebes. Bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem kann die Erkrankung sogar zu einer Sepsis führen, also einer lebensgefährlichen generalisierten Infektion.

Zur Sicherheit aller

Besteht der Verdacht auf eine Keratolysis sulcata oder eine entzündliche Veränderung am Fuß, raten Sie dem Patienten, umgehend einen Dermatologen aufzusuchen. Damit Sie auf der sicheren Seite sind, sollten Sie das auch in den Unterlagen dokumentieren.

Von Karen Becker