Foto: stock.adobe.com/luchschenF

Füsse // 14.05.2024

Hühneraugen im Visier

Der humorige Name sollte nicht darüber hinwegtäuschen: Hühneraugen, im Fachjargon Clavi genannt, können bei Betroffenen ziemlichen Leidensdruck erzeugen. Umso wichtiger ist es, dass Sie die verschiedenen Arten erkennen und richtig behandeln. Tipps von Podologin Maren Bloß.

Hühneraugen sind in der podologischen Arbeit Alltagsgeschäft. Fast jeder dritte Kunde leidet an diesen oft sehr schmerzhaften Druckstellen. Doch wie können Sie die Plagegeister dauerhaft entfernen? Nicht immer eine leichte Aufgabe!

Den Ursachen von Hühneraugen auf der Spur

Um eine Druckstelle oder ein Hühnerauge (lateinisch: Clavus, griechisch: Heloma) erfolgreich zu entfernen, ist es notwendig, die Ursache dieser Verhornungsstörungen zu ermitteln. Nur so haben Sie die Möglichkeit, die schmerzende Stelle langfristig zu beheben.
Leider zeigt sich in der Praxis, dass dies häufig nicht so einfach ist. Denn die Kunden haben oft nicht die nötige Einsicht, dass sie anderes Schuhwerk tragen sollten. Da sind Sie als Fußpfleger gefragt! Erklären Sie mit fachlichen Argumenten die Sachlage.

Jedes Hühnerauge hat eine physikalische Ursache – eine Tatsache, die bei der Behandlung dieser schmerzhaften Stellen wichtig ist. Wird diese behoben, kann der Kunde beschwerdefrei seinen Weg fortsetzen. Aber das Zusammenspiel von Druck und Reibung lässt sich nicht immer so leicht abstellen. Denn auch, wenn die Ursache gefunden ist, sind die Kunden häufig nicht begeistert, dass ihr Lieblingsschuh plötzlich im Fokus der „Ermittlung“ steht.

Orthopädische Ursachen von Hühneraugen

Wenn Hühneraugen entstehen, kann das auch auch medizinische bzw. orthopädische Ursachen haben. Hierzu zählen:

  • rheumatische Veränderungen, u. a. durch Arthrose, Gicht oder Arthritis
  • neurologische Komplikationen, z. B. Polyneuropathie oder diabetische Neuropathie
  • Exostosen
  • Gelenkversteifungen, Zehenfehlbildung
  • Hallux valgus oder Hallux rigidus

Ganz schön hart

In der Fachliteratur werden neun verschiedene Arten von Hühneraugen genannt. In der Praxis hat man es in den meisten Fällen mit einem klassischen Clavus durus, dem harten Hühnerauge, einem Clavus mollis, einem weichen Hühnerauge im Zehenzwischenraum, oder den kleinen Clavi miliaris zu tun. Daher schauen wir uns diese näher an und analysieren ihre Entstehung.

Clavus durus ist das „klassische“ Hühnerauge mit einem festen Dorn in der Mitte – oder auch ein subungualer Clavus (Hühnerauge unter der Nagelplatte)

  • Entstehung: Ein Clavus durus entsteht als Folge einer chronischen, mechanischen Reizung, die am häufigsten auf knochennahe Haut stößt. Dann kommt es zu meist kreisrunden Verdickungen der Hornschicht als Schutz vor dem Reiz. Wird dieser nicht gemindert, entwickelt sich ein meist tiefreichender Dorn im Hornmaterial aus, der extrem schmerzhaft sein kann, im Volksmund auch unter dem Begriff „Dornwarze“ bekannt.
  • Lokalisierung: Ein Clavus durus befindet sich meist an den gleichen Stellen wie etwa am ersten, dritten und/oder fünften Mittelfußköpfchen unter der Fußsohle oder auch an den äußeren Zehen 2, 4 und 5, oben auf dem Zeh in Höhe des Gelenks.

Die weiche Variante

Clavus mollis ist ein weiches Hühnerauge, meist im Zehenzwischenraum.

  • Entstehung: Die „weichen“ Hühneraugen können teilweise sehr schnell behoben werden, wenn man die Ursache richtig erkennt. Damit sie entstehen, braucht es mehr Reibung als Druck sowie etwas Feuchtigkeit.
  • Lokalisierung: Diese Clavi sitzen im Zehenzwischenraum, wo sich die beiden Gelenke bei Bewegung meistens berühren. Vorzugsweise entstehen sie interdigital zwischen dem vierten und fünften Zeh. Sie sind in ihrer Form wenig erhaben, aber kreisrund und haben keinen klassischen Dorn, der in die Tiefe dringt. Die betroffene Hornschicht ist eher tellerförmig und weich.

Kein klassisches Hühnerauge

Clavus miliaris (Hirsekorn): Es handelt sich um eine Hirsekorn-artige Verhornung unter der Fußsohle, die meist in Gruppen oder einzeln angeordnet ist. Genau genommen ist ein Hirsekorn kein Hühnerauge im klassischen Sinne. Denn hier liegt zwar eine Verhornung vor, aber die typische Entstehung durch mechanische Reize ist nicht gegeben. Gleichwohl werden Hirsekörner den Clavi zugeordnet.

  • Entstehung: Ursache dieser Pseudohühneraugen ist vermutlich eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung, die nicht durch mechanische Reize bzw. eine Fehlbelastung hervorgerufen wird.

Der „Schuhinspektor“ ermittelt

Erfolgreich behandeln kann man Clavi nur dann, wenn man ihre Ursachen ausgemacht hat. Es gilt also, die Schuhe zu begutachten. Auch Kompressionsstrümpfe, die vorne geschlossen sind, machen häufig Probleme. Wenn sie die Zehen zusammenschnüren, reicht das für eine Hühneraugenbildung aus. In diesem Fall empfiehlt es sich, offene Stützstrümpfe zu tragen.
Wenn ein Fuß sich stark verformt hat, ist es kaum mehr möglich, ohne Probleme konfektioniertes Schuhwerk zu tragen. Bei solchen schwerwiegenden Fällen ist es sinnvoll, einen Orthopädieschuhtechniker zurate zu ziehen. Mit ihm gemeinsam sollte man den Fuß und das Gangbild analysieren, die alte Schuhversorgung inspizieren und dann gemeinsam mit dem Kunden über eine neue Lösung sprechen.

In einem weiteren Beitrag beschäftigt sich die Podologin Maren Bloß mit Warzen, die gerne einmal mit Hühneraugen verwechselt werden.

Maren Bloß

Die Podologin ICW und ausgebildete Wundexpertin hat sich auf die Orthonyxietechnik spezialisiert. Sie arbeitet u.a. interdisziplinär an diabetischen Wunden und hat eine Fachpraxis für Podologie in Holste.