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Fußprobleme // 25.04.2024

Fußdeformitäten erkennen und behandeln

Den perfekten Fuß gibt es selten, leichte Abweichungen sind die Norm. Wenn man Fußdeformitäten jedoch nicht rechtzeitig behandelt, können sie echte Probleme verursachen. Darauf sollten Sie bei Fehlstellungen achten.

Leichte Abweichungen und Auffälligkeiten sind bei Füßen die Norm. Man spricht dabei von Fußdeformitäten. Bereiten sie weder Schmerzen noch Probleme beim Gehen oder Stehen, sind sie keine Erkrankungen im engeren Sinn. Sie lassen sich wegtrainieren. Auch Schuheinlagen helfen. Doch ob dies wirklich nötig ist, besonders wenn keine Beeinträchtigung vorliegt und keine Verschlechterung stattfindet, ist umstritten.

Krankhafte Fußdeformitäten – oder noch normal?

Besonders in der Wachstumsphase, wenn Sehnen und Bänder noch weich und formbar sind, sind Abweichungen von der Ideallinie ganz normal. Erst wenn die veränderte Fußform zu Problemen führt, spricht man von einer pathologischen Fußdeformität.
Fußdeformitäten werden in primäre und sekundäre Deformitäten unterteilt. Bei primären Deformitäten handelt es sich um angeborene Fehlstellungen. Sekundäre Deformitäten sind im Laufe des Lebens erworben. Je nach Ursache kann man Fußdeformitäten zusätzlich in verschiedene Gruppen unterteilen:

  • in rheumatische,
  • neurogene
  • und exogene (durch äußere Einflüsse verursachte) Formen.

Entzündliche Erkrankungen und Veränderungen des Nervensystems sind genauso wie schlecht sitzendes Schuhwerk, einseitige Belastung (Sport), Überlastung (Übergewicht) und Verletzungen die Gründe für eine Abweichung in der Anatomie.

Den Fußabdruck genau begutachten

Um die einzelnen Deformitäten leicht sichtbar zu machen, können Sie Ihre Kunden nach einem Fußbad mit den noch feuchten Füßen einen Abdruck auf ein Tuch machen lassen. Am Abdruck kann man die Druckverteilung und die Größe des Fußgewölbes deutlich erkennen. Von diesem Abdruck kann sich ein Beweisfoto lohnen, damit man Verschlechterungen oder Verbesserungen dokumentieren kann.

Welche typischen Fußdeformitäten gibt es?

Beim Sichelfuß sind Zehen und Mittelfuß nach innen gebogen. Der Sichelfuß ist meist eine primäre Deformität und kommt daher an beiden Füßen vor. Noch im Säuglingsalter lässt sich der Sichelfuß durch physiotherapeutische Maßnahmen zur Stärkung der Fußmuskulatur korrigieren. Reicht die Muskelkraft nicht aus, den Fuß in die ideale Form zurückzubringen, können Gipsverbände angelegt werden.

Beim Spreizfuß sind die Mittelfußknochen auseinandergezogen. Die Fläche des Vorfußes ist vergrößert, die Füße wirken wie Dreiecke. Dadurch üben die Mittelfußknochenköpfchen einen erhöhten Druck auf das Fußgewebe aus. Es können sich vermehrt Hornhaut und Schwielen bilden. Der Spreizfuß ist oft eine Vorstufe des Hallux valgus (Ballenzeh). Macht der Spreizfuß keine Beschwerden, muss man ihn nicht behandeln. Wichtig ist, Schuhe mit der nötigen Breite zu kaufen, damit kein Druck auf die Zehen ausgeübt wird. Dies fällt gerade Frauen oft schwer. Dennoch: Schmale High Heels sind ein No-Go für den Spreizfuß.

Was tun bei einem Senkfuß?

Bei einem Senkfuß hat sich das Fußgewölbe zum Boden hin abgesenkt. Im schwersten Fall ist keine Gewölbe mehr vorhanden. Liegt die Fußsohle komplett auf dem Boden auf, spricht man vom Plattfuß. Dies kann bei Belastung zu Schmerzen führen. Ursache sind meist eine schwache Muskulatur, falsche Schuhe und Bewegungsarmut. Häufig kommt der Senkfuß in Kombination mit einem Knickfuß vor. Man spricht vom Knick-Senkfuß. Bei Kleinkindern ist ein Senkfuß ganz normal. Die Füße sind noch nicht ausgewachsen, das Gewölbe der Knochen hat sich noch nicht ausgebildet. 

Beim Knickfuß kippt die Ferse aus ihrer idealen Achse. Sie steht zu weit außen, der Knöchel zeigt nach innen, die innere Sehne ist überdehnt. Ursache kann eine Fehlstellungen der Beine oder Übergewicht, aber auch eine rheumatische Erkrankung sein. Der Knickfuß bereitet meist keine Beschwerden. Entstehen Schwielen und Beschwerden beim Stehen und Gehen, können Einlagen helfen, den Fuß wieder in die Richtige Stellung zu schieben.

Der Hohlfuß – macht unbeweglich!

Beim Hohlfuß ist das Längsgewölbe deutlich erhöht. Die Sehnen stehen unter Spannung und die große Faszie an der Fußsohle ist kontrahiert. Der Fuß wird dadurch unbeweglich. Ursache ist meist eine Imbalance in der Muskulatur von Fuß und Unterschenkel durch neurologische Erkrankungen. Charakteristisch für den Hohlfuß sind Schmerzen bei Belastung im Bereich der Mittelfußknochen. Unter dem ersten und fünften Mittelfußknochen bilden sich vermehrt Schwielen. Behandelt wird der Hohlfuß mit speziellen Einlagen. In schweren Fällen müssen operativ die Positionen der Knochen verändert bzw. Gelenke versteift werden.

Beim Spitzfuß sind die Muskeln verkürzt, die Nerven-Muskelbalance ist gestört. Die Fußsohle kann nicht komplett auf den Boden abgesenkt werden. Ein Spitzfuß hat meist neuronale Ursachen und kann eine primäre wie sekundäre Deformität sein, z. B. nach einem Schlaganfall. Er wird durch eine Kombination aus Gipsverbänden und gegebenenfalls Operationen behandelt.

Der Klumpfuß als Fußdeformität? Ist angeboren!

Der Klumpfuß ist eine primäre Deformität und angeboren. Der Fuß ist dabei so weit nach innen gedreht, dass sogar die Fußsohle nach oben zeigt. Die Ursache ist meist neurogen, nämlich eine verkürzte Achillessehne bei gleichzeitig verkümmerter Wadenmuskulatur. Der Klumpfuß ist eine Kombination aus Hohl-, Spitz- und Sichelfuß mit Muskelbeteiligung. Behandelt wird der Klumpfuß nach der Geburt durch eine Kombination aus Operation und Gipsverbänden mit physiotherapeutischen Folgemaßnahmen.

Und wie kann man Fußdeformitäten vorbeugen? Viel barfuß gehen und bequeme Schuhe tragen, die genug Platz für den Fuß bieten. Einlagen können Linderung und Besserung bringen. Kombiniert mit Dehn- und Muskelaufbauübungen können sie dazu beitragen, die meisten Beschwerden zumindest zu mindern. Fußgymnastik stärkt die Fußmuskulatur und hält die Gelenke beweglich. Die können auch Sie in Ihrem Institut oder in Ihrer Praxis für Ihre Kunden anbieten.

Lesen Sie auch Näheres zum Hallux valgus (Ballenzeh).

Von Dr. Evelyn Fein

Dr. Evelyn Fein

Die promovierte Molekularbiologin verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Kosmetik und Podologie und ist Expertin für Wirkstoffkunde und Hygienemanagement. Aktuell ist Dr. Evelyn Fein im öffentlichen Gesundheitswesen tätig.