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Hautbilder & Fakten // 26.04.2024

Hautgesundheit, Teil 1: Basis-Wissen für Profis – der Aufbau der Haut

Kosmetikerinnen, die die Haut ihrer Kundinnen bedarfsgerecht pflegen und so zur Hautgesundheit beitragen möchten, müssen über ausreichend Basiswissen verfügen. Dr. Cara Symanzik geht im ersten Teil unserer Minisserie auf den Hautaufbau ein. Die Expertin leitet das Hautphysiologielabor am Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) der Universität Osnabrück.

Mit einer Gesamtfläche von rund zwei Quadratmetern ist die Haut das größte in sich abgeschlossene Organ des Menschen. Als unsere schützende Hülle ist sie von großer Bedeutung für die Hautgesundheit – und beeinflusst den Menschen auch unter psychischen und sozialen Aspekten. Denn sie ermöglicht zugleich Abgrenzung und Nähe zur Umwelt.

Drei Schichten für die Hautgesundheit

Eine intakte, gesunde Haut spielt eine große Rolle für das Selbstwertgefühl eines Menschen. (Sichtbare) Irritationen, Verletzungen und Erkrankungen der Haut können zu Ablehnung und Ausgrenzung bis hin zu sozialer Isolation führen.

Die Epidermis als Schutzschild

Die Epidermis grenzt den Körper zu seiner Umwelt ab und schützt vor äußeren Einflüssen. Sie ist die Hautschicht, auf die die meisten kosmetischen Behandlungen abzielen. Die Epidermis setzt sich aus mehreren Schichten zusammen, die ineinander übergehenden: Die innerste Zone ist die Keimzone (Stratum germinativum), die die Basalzellschicht (Stratum basale) und die Stachelzellschicht (Stratum spinosum) umfasst. Von ihr geht die Zellerneuerung aus. Im Stratum basale finden sich sowohl Sinneszellen (Merkel-Zellen) als auch pigmentbildende Zellen (Melanozyten).

  • Im Stratum germinativum werden bei der natürlichen Hautregeneration ständig neue Zellen gebildet, die von nachrückenden Zellen zur Hautoberfläche geschoben werden. Nach einem Zeitraum von ca. 27 bis 30 Tagen haben die Zellen über die Körnerzellschicht (Stratum granulosum) und die Leuchtschicht (Stratum lucidum) die äußerste Schicht der Epidermis, das ist die Hornschicht (Stratum corneum), erreicht. Die durchschnittliche Dauer des Hauterneuerungsprozesses wird in der Literatur mit ca. 28 Tagen beschrieben. Das für die Schutzfunktion bedeutsame Stratum corneum setzt sich wiederum aus zehn bis 20 Zellschichten zusammen.
  • In der Oberhaut, genauer oberhalb des Stratum germinativum, befinden sich mit den Langerhanszellen auch immunologisch kompetente Zellen. Als „Vorposten“ des Immunsystems sind sie dafür verantwortlich, dass entzündliche und allergische Reaktionen ausgelöst werden. Stratum granulosum, Stratum lucidum und Stratum corneum bilden zusammen die sogenannte Verhornungszone.
  • Die Leucht- oder Glanzschicht (Stratum lucidum) ist lediglich an der Leistenhaut der Handinnenflächen und Fußsohlen ausgeprägt. In der Felderhaut ist das Stratum lucidum kaum ausgebildet. Die Felderhaut ist die häufigste Formvariante der Haut, die 96 Prozent der Körperoberfläche bedeckt.
  • Die Hornschicht (Stratum corneum) ist von einem dünnen Hydro-Lipid-Film überzogen, der aufgrund seines sauren pH-Wertes häufig auch als Säureschutzmantel bezeichnet wird. Er besteht größtenteils aus wässrigen (“hydro”) und fettigen (“lipid”) Anteilen. Gebildet wird der Hydro-Lipid-Film aus Schweiß- und Talgdrüsensekreten. Ihrer Schutzfunktion kann die Haut nur dann in vollem Umfang erfüllen, wenn das System aus Stratum corneum und Hydro-Lipid-Film intakt ist.
    Die Hautbarriere weist eine komplexe Architektur auf, die häufig vereinfacht als Backstein-Mörtel-Modell dargestellt wird. Die Zellen der Hornschicht (Corneocyten) entsprechen dabei den Backsteinen und die Fette zwischen den Zellen dem Mörtel.

Wie ist die Dermis aufgebaut?

Unter der Epidermis liegt die Dermis, die sich wiederum in die Papillarschicht (Stratum papillare) und die darunterliegende Retikularschicht (Stratum reticulare) unterteilt.

  • Das Stratum papillare ist mit der Epidermis über die Basalmembran verzahnt und besonders reich an Blutgefäßen, die auch die gefäßlose Epidermis versorgen.
  • Das Stratum reticulare bildet die Hauptgewebsschicht der Dermis. In diesem Bereich finden sich Schweißdrüsen sowie Haarfollikel und damit auch Talgdrüsen. Sind Epidermis und Dermis gemeinsam gemeint, spricht man häufig von der Cutis.

Kollagen und Elastin fungieren als Gerüstproteine der Dermis und werden von den Fibroblasten gebildet. Sie geben der Haut aufgrund ihres Aufbaus die charakteristische Elastizität. Diese lässt im Alter mit dem Rückgang der Produktion kollagener und elastiner Fasern nach.
Zudem beherbergt die Dermis Lymphgefäße sowie ein Netz von Nerven. Die Hautnerven der Dermis sind für den Tastsinn sowie auch das Schmerz-, Kälte- und Wärmeempfinden verantwortlich.

Die Subcutis – das Polster für die inneren Organe

Die unterste Hautschicht, die Subcutis, besteht aus Fettgewebe und einem lockeren, maschenartigen Bindegewebe. Sie enthält Blutgefäße und Nerven. Ihre Hauptfunktion jedoch übt sie durch aus Fettzellen (Adipocyten) bestehenden Polstern aus, die die inneren Organe vor Druck und Stoß sowie Kälte schützen.

Hautveränderungen erkennen: Effloreszenzen

Die Lehre der Effloreszenzen, das sind Hautveränderungen, die man veraltet auch “Hautblüten” nennt, stammt aus der Dermatologie. Mit ihr kann man kosmetische Befunde standardisiert beschreiben. Man unterscheidet primäre und sekundäre Effloreszenzen: Sekundäre gehen per Definition aus primären Effloreszenzen hervor. Wenn Sie sich bei der Erstellung von kosmetischen Diagnosen unsicher sind, ob eine Hautveränderung harmlos ist, sollten Sie Ihren Kunden zugunsten seiner Hautgesundheit an einen Dermatologen verweisen.

In der kosmetischen Praxis häufige primäre Hautveränderungen

  • Fleck (Macula): nicht tastbare, umschriebene Farbveränderung
  • Quaddeln (Utica): teigige Schwellung durch Wasseransammlung
  • Knötchen (Papel): umschriebene Substanzvermehrung ≤0,5cm
  • Knoten (Nodus): umschriebene Substanzvermehrung >0,5cm
  • Bläschen (Vesicula): mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum ≤0,5cm
  • Blase (Bulla): mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum >0,5cm
  • Eiterblase/-bläschen (Pustula): mit Eiter gefüllter Hohlraum
  • Rötung (Erythem): Hautrötung durch verstärkte Durchblutung
  • Mitesser (Komedo): geschlossene Komedonen = weißliche Haut-Erhabenheiten, offene Komedonen = dunkler Talgpfropf im Ausführungsgang des Haarfollikels

Teil 2 der Serie beschäftigt sich genauer mit den Funktionen der Haut.

Von Dr. Cara Symanzik