Foto: stock.adobe.com/luaeva

Füsse // 13.05.2024

Hallux valgus: vorbeugen und behandeln

Der Hallux valgus, auch Ballenzeh genannt, ist die häufigste Fußdeformation. Nicht immer ist eine OP notwendig, um Abhilfe zu schaffen. Je nach Stadium und Schweregrad können auch kosmetische Fußpfleger und Podologen einiges für die Betroffenen tun.

Beim Hallux valgus verschiebt sich die große Zehe (Hallux) von der Körpermitte weg zur Seite (valgus). Das Großzehen-Grundgelenk wird abgewinkelt und zeigt zur Innenseite des Fußes. Die typische kugelige Ausbuchtung entsteht. Der Mittelfußknochen drückt sich zudem gegen die Haut und die Schleimbeutel.

Abgewinkeltes Großzehen-Gelenk mit Folgen

Diese Überdehnung im Gelenk und der entstehende Druck nach außen können Gelenkschmerzen und Schleimbeutelentzündungen verursachen. Der Vorderfuß wird an der Stelle des Ballens insgesamt breiter, die Haut reibt vermehrt von innen gegen Schuhe und Riemen. So können Blasen und Hyperkeratosen entstehen, die schmerzhaft sind. Den Raum, den die Großzehe im Vorderfuß nun einnimmt, nimmt sie den anderen Zehen weg. Dadurch können sich Hammer- und Krallenzehen entwickeln, die weitere Probleme und Schmerzen verursachen. Spätestens dann ist die verbogene Zehe kein kosmetisches Problem mehr. Sie muss behandelt werden.

Gene oder Fehlhaltungen als Auslöser des Hallux valgus

Ursache eines Hallux valgus ist die Dysbalance zwischen extrinsischer und intrinsischer Fußmuskulatur sowie Sehnen und Bändern. Dies kann genetische Ursachen haben oder durch eine Fehlhaltung verursacht werden. Auch eine Verletzung der Muskeln und Sehnen im Fuß kann ursächlich sein. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Dies liegt zum einen am schwächeren Bindegewebe, aber zusätzlich an schmalen Schuhen und Schuhen mit hohen Absätzen. Ein Hallux valgus kann einseitig oder beidseitig auftreten.
Das Abknicken der Großzehe ist ein schleichender Prozess. Besonders im Frühstadium lässt sich durch Physiotherapie und passendes Schuhwerk eine Verschlechterung vermeiden. Da die Deformation langsam beginnt, merken einige Betroffene dies nicht sofort. Ob die Deformation noch reversibel ist, lässt sich testen: Wenn Sie von der Fußsohle aus gegen das Gelenk drücken und sich die Zehe dadurch begradigt, ist der Hallux valgus noch in einem frühen Stadium. In diesem Fall kann der Betroffene die Großzehe noch selbstständig nach oben ziehen oder nach unten abknicken. Hier helfen Übungen und breite Schuhe dabei, zumindest ein Fortschreiten zu verhindern.

Schienen und Druckschutz helfen

Spezielle Schienen, die den Zeh passiv in die korrekte Position drücken, werden von Betroffenen als angenehm empfunden, allerdings ist die Studienlage zum Erfolg dieser Schienen sehr dünn. Bei Personen, die sich noch im Wachstum befinden, können Schienen erfolgreich sein. Wer den sanften Druck durch eine Schiene oder einen Zehentrenner als positiv und angenehm empfindet, kann diese nutzen, um die Sehnen etwas zu dehnen. Neben den Schienen sind heutzutage Tape-Techniken beliebt, die den Zeh in der richtigen Position halten sollen.
Wichtig ist es, die Hyperkeratose am vorgewölbten Ballen zu entfernen und anschließend Druckschutzpolster zu verwenden. Diese gibt es in verschiedenen Materialien und Formen, von Silikon über Schaumstoff bis zu Lammwolle. Wichtig ist, dass die Druckschutz­polster bequem sind, damit man sie auch wirklich trägt.

Die medizinische Behandlung des Ballenzehs

Sind deutliche Verhornungen entstanden und der Ballen hervorgewölbt, kann ein kosmetischer Fußpfleger nicht mehr helfen. Der Ballenzeh ist eine Erkrankung der Fußanatomie, den nur der Podologe behandelt darf. Bei fortgeschrittenem Hallux valgus, der chronische Schmerzen verursacht, kann meist nur noch eine Operation helfen.
Operationen beim Hallux valgus sind aus rein kosmetischen Gründen nicht sinnvoll. Die Gefahr ist zu groß, dass ein beschwerdefreier Patient nach dem Eingriff unter Schmerzen leidet. Es müssen Beschwerden bestehen, die durch einen Wechsel des Schuhwerks oder durch andere, konservative Therapien wie Druckschutzpolster und physiotherapeutische Übungen nicht zu beheben sind. Außerdem müssen die Beschwerden regelmäßig und so stark auftreten, dass sie zu einer Funktionsbeeinträchtigung des Fußes führen. Die große Zehe selbst muss dabei nicht unbedingt schmerzen. Patienten mit einem Hallux valgus klagen auch über Beschwerden an den kleinen Zehen, besonders wenn sich diese schon als Hammer- oder Krallenzehen ausgebildet haben. Dann ist es nicht sinnvoll, nur diese Deformität der kleinen Zehen zu korrigieren. Vielmehr muss man den Hallux valgus korrigieren.

Wenn nur noch die Hallux valgus-Operation hilft

Wie bei anderen Zehendeformationen durchtrennt man auch bei der Operation des Hallux valgus die Knochen bzw. Sehnen und bringt sie wieder neu an. Außerdem gibt es die Methode, das begradigte Gelenk zu versteifen. Mit einem speziellen Schuh, der den Druck vom Vorderfuß weglenkt, können Patienten nach der Operation sehr schnell wieder erste Schritte machen. Ziel jeder fußpflegerischen Maßnahme muss es sein, diese Operation zu vermeiden.

Die Expertin Dr. Evelyn Fein hat auch Tipps zu anderen Fußdeformitäten parat.

Dr. Evelyn Fein

Die promovierte Molekularbiologin verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Kosmetik und Podologie und ist Expertin für Wirkstoffkunde und Hygienemanagement. Aktuell ist Dr. Evelyn Fein im öffentlichen Gesundheitswesen tätig.